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Arjen Robben und der FC BayernVom Hinleger zum Aufreger

Arjen Robben – für den Gegner ein stetes Ärgernis, für die Bayern immer noch ein Garant des Sieges. Auch beim 3:0 in Bochum.

Aufführung von „Der Fliegende Holländer“ am Schauspielhaus Bochum; Regie: Arjen Robben Foto: dpa

Bochum taz | Das Stadioninnere beim VfL Bochum ist recht verwinkelt, daher war Pep Guardiola froh, auf dem Weg ins Freie einen ortskundigen Begleiter an seiner Seite zu haben. Freundschaftlich legte Bayerns Cheftrainer einen Arm über die Schulter von Mediendirektor Markus Hörwick, der ihn sicher durchs enge Treppenhaus dirigierte.

Unter Hörwicks Führung bogen die beiden ab in einen Flur, nachdem Guardiola eine Etage weiter oben zuvor das zentrale Thema des Abends erörtert hatte: die Doppelbestrafung durch Elfmeter und Platzverweis, die der Katalane als „lächerlich“ abkanzelte und der Fifa dringend eine Regeländerung nahelegte.

Mit dem 3:0 beim VfL und dem akzeptablen Halbfinallos Bremen im Gepäck ging es auf die Heimreise. Dem Kollegen Gertjan Verbeek dagegen stand der Sinn noch lange nicht nach Feierabend. Die wilde, angegraute Mähne noch feucht vom Dauerregen, stand der 53-Jährige im Presseraum, wollte gar nicht aufhören zu diskutieren. Und besonders am Herzen lag Bochums Coach die neueste Aufführung im Schauspiel „Arjen Robben und die Fallsucht“, inszeniert im für sein Team ungünstigsten Moment.

Mit einem „Qualitätstor“ (Verbeek) hatte Robert Lewandowski die Bayern in Führung geschossen, als Robben nach einem leichten Tritt des Tschechen Jan Simunek gegen seinen Fuß abhob. Es gab Elfmeter, den Torwart Manuel Riemann im Duell mit Thomas Müller zwar parierte. Die zusätzliche Rote Karte gegen Simunek machte aber alle Chancen des Zweitligisten zunichte.

„Wenn er einen Kontakt spürt, fällt er“

„Entsprechend zufrieden waren wir in der Halbzeit: In Führung und ein Mann mehr – da sollten wir es in der zweiten Hälfte besser ausspielen können. Und so war’s dann ja auch“, berichtete Müller, Passgeber für Lewandowski beim ersten und für Thiago beim zweiten Tor nach einer Stunde. Lewandowskis 3:0 in der Schlussminute, aufgelegt durch den überaus agilen Robben, war bloß noch ein Fall für die Statistik. Robbens Segelflug in den Strafraum hingegen sorgte für Empörung. Wieder einmal.

„Klar, er trifft ihn leicht“, kommentierte Keeper Riemann die Szene: „Mir geht es auf die Eier. Robben lag 90 Minuten lang nur auf dem Boden, auch beim Stand von 2:0.“ Dabei habe er das gar nicht nötig, er sei schließlich Weltklasse. Verbeek sagte. „Wenn er einen Kontakt spürt, fällt er – und er hat sich übertrieben fallen lassen. Der Ball war gespielt, dann sucht Robben das Bein“, echauffierte sich der Fußballlehrer aus Deventer und schnaubte: „Ich bin Holländer und schäme mich. Aber das kennt man von Robben aus der Nationalmannschaft.“

Erneute Aufführung des Schauspiels Arjen Robben und die Fallsucht

Die Grauzone zwischen Opfer und Täter kennt der Adressat dieser Botschaft wie kaum ein Zweiter, seine Verteidigung übernahm Robben also gleich selbst. „Er trifft mich am Fuß, deshalb war es ein klarer Elfmeter“, sagte er. „Aber ich kann verstehen, dass die Bochumer sich aufregen. Das war eine spielentscheidende Szene.“ Sprach’s und lobte die aufgebrachten Gastgeber über den grünen Klee.

Die mutige, fordernde Gegenwehr des VfL verlangte den Bayern Respekt ab – auch weil sie damit in der Liga recht selten konfrontiert werden. „Die spielen oft eins gegen eins, anders als viele andere Mannschaften“, analysierte Philipp Lahm. Doch die blumigsten Worte für den ehrgeizigen Revierklub, der sich am Montag bei Aufstiegsaspirant Nürnberg noch näher an die ersten drei Plätze schießen will, fand Robben: „Ich hoffe wirklich, dass diese Mannschaft in die Bundesliga kommt.“

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8 Kommentare

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  • Robben fällt aber leider nicht einfach, er macht 'ne Flugschau, sodass es immer nach Schwalbe aussieht, selbst wenn er wirklich gefoult wurde. Er ist einfach zu sehr darauf bedacht, dass wirklich niemand übersieht, dass er gerade fällt. Irgendwie ist der Bewegungsablauf auch nicht wirklich natürlich, die Arme beim Fallen wie Flügel zur Seite auszubreiten, den Körper starr auszustrecken, beide Füße wie angenagelt stehen zu lassen und noch auf dem Weg zu Boden zum nächsten Schiedsrichterassistenten zu blicken, um dessen Reaktion zu sehen.

  • Es ist einfach und bleibt so, bis dieser geliebte und gleichzeitig gehasste sowie immer irgendwie für Aufregung oder Glücksgefühle sorgende „Teufelskerl“ Robben seine Schuhe an den Nagel hängen wird!

     

    Auch in Bochum war dieser Wirbelwind mit seinen längst international bekannten und oftmals für den Verein sehr erfolgreichen Flugeigenschaften bei fast allen aufregenden Situationen wieder dabei, wobei sein „schwalbenähnlicher“ Sturzflug an der inneren Strafraumgrenze gleichzeitig die Spielentscheidung war. Durch die folgende Verbannung seines Gegenspielers Simunek kurz vor dem Halbzeitpfiff waren danach die sich die bis dahin wacker schlagenden Gastgeber nur noch ein unattraktiver Trainingspartner! Bezeichnend war zudem, dass der „foulende“ Verteidiger erst kurz vorher für seinen Kameraden Perthel eingewechselt wurde, weil dieser bei einem vorherigen Laufduell mit eben diesem Robben dessen Finger seine Netzhaut beschädigten und ihn zur Aufgabe zwangen......

     

    Nicht zu vergessen sind natürlich auch Robbens geschickten Vorlagen zu den beiden weiteren Toren, die allerdings keine besondere Rolle mehr spielten. Am Mikrofon zeigte aber der Holländer sofort nach dem Treffen, dass er, wie kaum ein anderer Akteur, sofort die Begegnung perfekt analysieren kann!

     

    Robben ist eben einfach überall!

  • Eine leichte Berührung und Robben fliegt schreiend zu Boden. Fies und peinlich! Gelbe Karte für Robben.

    • @RPH:

      So sieht es das Regelbuch vor, ja. Warum das nicht gemacht wird, kann Ihnen wohl kaum jemand beantworten. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass Robben dann bald jedes Spiel mit gelb-rot vom Platz fliegen würde.

  • Ja, ja, der Robben. Das kennt man auch schon aus seiner Zeit bei Chelsea, als er wieder und wieder abhob, weil ein Gegenspieler näher als einen Meter an ihn ran kam. Guter Spieler, aber durch dieses Verhalten ein schlechtes Vorbild.

  • Flying Dutchman - war/ist ne sehr angesagte -

    Weil kippelige Segelbootklasse - Jolle!!

    Etwa so ~>

    "Gewiss erfordert der FD für seine optimale Bedienung und der Trimm von Rigg und Segel viel Wissen, Können und Erfahrung. Bei aller Dynamik verhält er sich aber durchaus stabil und mit etwas Gefühl lässt er sich überraschend leicht segeln. Bei kräftigem bis starkem Wind verlangt er von seiner Besatzung zwar ein hohes Maß an Können, Athletik und Koordination, dafür wird man aber mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 20 Knoten belohnt.…" http://sail-fd.de/das-boot/ - klar? - klar!

     

    Holländer sind hingegen - weiß ja jeder!

    Passionierte - klar - Plattboot-Segler!

    Vielleicht erklärt das ja schonnschön alles.

    Arjen - fehlen glatt ganz&allfalles -

    Diese voll&stütz schön was breiten

    Schwerter an sein schmalen Seiten;!¡()

    Der Gegner zwar die Hände rink

    But - That's - The Missing Link!

     

    kurz - Gar - Paul Elvstrøms - Finn-Dinghi -

    Kippelt FlyingRobben - aka Das Knie -

    Selten! - …Eher ~> Nie! ~>

    Sein Fliegen - Reine Kür!

    Er kann aber nix dafür;)

  • Auch mich als Bayern-Fan ärgern die ständigen Flugeinlagen Robbens, wenngleich er in jedem Spiel wahrscheinlich mehr auf die Knochen bekommt, als die meisten anderen auf dem Platz - Thomas Müller mal ausgenommen. Die Art in der er dann aber jedesmal abhebt, selbst wenn er, wie im gestrigen Spiel unbestreitbar nicht nur berührt sondern tatsächlich gefoult wird, empfinde ich allerdings stets als unerträglich und unnötig provozierend.

     

    Insgesamt wird sein Verhalten aber sicherlich dazu führen, dass Robben weniger Freistöße zugesprochen werden. Besonders in strittigen Situationen werden Schiedsrichter dann eher gegen ihn entscheiden, selbst wenn er wirklich gefoult wurde.

    • @Peacewood:

      Seit dem brutalen Foul an Neymar während der WM ärgert mich sowas überhaupt nicht mehr, zu oft wird versucht, gute Spieler mit unfairen Mitteln zu stoppen, ihnen "den Schneid abzukaufen". Es war ein Foul und dann fällt Robben eben. Schon aus Selbstschutz, auch wenn ein Karl Heinz Förster oder Thorsten Legat (“Spätzle hab ich noch nicht probiert, aber im Allgemeinen mag ich Geflügel.”) nicht mehr spielen...