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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Der obere Galerieraum in der König Galerie ist keine einfache Ausstellungsfläche. Ein herber Betonklotz fast ohne Tageslicht mit 400 Qua­dratmetern Fläche und zehn Metern Höhe – das muss man erst mal füllen. Für Tatiana Trouvé kann ein Raum jedoch gar nicht schwierig genug sein. Die Besonderheiten von Architekturen sind stets der Ausgangspunkt ihrer Installationen. Ihre Kunst ist raumeinnehmend, trotzdem fragil. Von der Turmdecke hängen schwarze Objekte an Drähten und Kabeln, verbunden über einen Flaschenzug. Auf der einen Seite mechanische Bauteile, auf der anderen als Gegengewichte Plastikflaschen und andere Behälter, die nach den Gesetzen der Physik zweieinhalbmal schwerer sein müssen. Halten kann das so eigentlich nicht. Die Gleichung stimmt nicht. Sie geht nur auf, weil die Objekte aus patinierter Bronze sind. Wundersam verwirrend ist auch sonst einiges an Trouvés Kunst: die Worte und geografischen Andeutungen, die sie auf Kabel schreibt, die Dinge, die niemals sind, was sie scheinen, sondern allesamt Nachbildungen aus anderem Material und ihre Zeichnungen, in denen sich innen und außen überlagern (bis 28. 3., Di.–So. 11–18 Uhr,Alexandrinenstr. 118–121).

Profanes Material findet sich auch in vielen der Arbeiten Carol Ramas wieder, die derzeit bei Isabella Bortolozzi ausgestellt werden. Nur sind es keine Kabel, sondern vor allem Fahrradreifen und anderes Gummi, aus denen die abstrakten Bilder der im vergangenen Herbst verstorbenen Künstlerin zusammengesetzt sind. Aus den 1970ern stammen diese Arbeiten der eigenwilligen Autodidaktin, die erst im hohen Alter einem breiten Publikum bekannt wurde. Nahe läge es, die Collagen und Installationen der Arte Povera zuzuordnen, doch das greift zu kurz: Ramas Vater, der sich 1942 umbrachte, hatte einst eine Fahrradfabrik. Wie so viele Werke Ramas – man denke nur an ihre frühen Aquarelle mit expliziten Abbildungen weiblicher Sexualität – sind die Gummiarbeiten eng mit ihrer Biografie verzahnt (bis 5. 3., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61).

Um über jene mehr zu erfahren, lohnt sich der Weg zum zweiten Raum Bortolozzis, Eden Eden. Zu sehen sind dort Fotografien Bepi Ghiottis, der Rama zwischen 2012 und 2014 in ihrem Haus in Turin, das ihr auch als Atelier diente, besuchte und alles mit der Kamera festhielt: die Materialansammlungen, ihr Archiv, mit Fotografien tapezierte Wände, vollgestopfte Regale. Ergänzt werden die Bilder von der sehenswerten Dokumentation „Carol Rama, di più, ancora di più“ von Simone Pierini (bis 5. 3., Sa. 12–18 Uhr und nach Vereinbarung, Bülowstr. 74).

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