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Neymar, Fußballer mit Neben­einnahmen Foto: reuters

Der verfolgte Ballkünstler

Vor dem Madrider Staatsgerichtshof schrieb Neymar Autogramme und posierte mit Fans und Wachpolizisten. Einem echten Brasilianer vergeht das Lächeln nicht, auch wenn er vor dem zweithöchsten Tribunal Spaniens aussagen muss. Sein Job ist ja eigentlich bloß Fußball spielen. Um den Rest, darin bestand der Kern seiner Einlassungen gegenüber Untersuchungsrichter José de la Mata, kümmert sich sein Vater.

Mit dem Fußballspielen läuft es so gut, dass Neymar, 23, derzeit mit Fug und Recht als das größte Spektakel auf dem grünen Rasen bezeichnet werden kann. Ein Verführer, ein Künstler, einer, der die Gegner auch dann noch tunnelt, wenn er weiß, dass sie ihn dafür bei nächster Gelegenheit umso wüster abgrätschen.

Mit dem Rest läuft es nicht so gut. In dem Ermittlungsverfahren vor der Fünften Strafkammer geht es um den Verdacht des Betrugs durch Neymar, den FC Barcelona, seinen Exklub FC Santos, Barças Klubchef Josep Maria Bartomeu und dessen Vorgänger Sandro Rosell. Auf Anzeige des Investmentfonds DIS hin beschäftigt sich Richter de la Mata mit der Frage, warum beim Wechsel Neymars nur 17,1 Mil­lio­nen Euro als Ablöse deklariert wurden – die Justiz beziffert das Gesamtvolumen des Deals auf 83,3 Millionen. DIS gehörten 40 Prozent der Transferrechte an Neymar, der Fonds verlangt insbesondere eine ­Gewinnbeteiligung an den 40 Millionen Euro, die Barça einer Briefkastenfirma überwies.

Parallel läuft außerdem ein Verfahren in Barcelona, bei dem die Staatsanwaltschaft Haftstrafen für Bartomeu und Rosell fordert. Dort geht es um den Verdacht, dass die 40 Millionen als versteckte Gehaltszahlungen zu verstehen sind, also in Spanien hätten versteuert werden müssen. Von der Staatsanwaltschaft Santos wiederum wurden die Neymars gerade wegen Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung angezeigt. Große Teile ihres Vermögens sind derzeit konfisziert.

Neymar senior saß am Dienstag bis tief in die Nacht beim Richter. Wie es heißt, nahm er alle Verantwortung auf sich. Die Neymars sprechen von einer Hexenjagd, bei Barça beklagt man eine spanische Verschwörung gegen den neuen Helden der Katalanen. Florian Haupt