POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Über „Dada oder der Sinn im Chaos“ wird am Freitag in der Bibliothek der Freien (Greiswalder Straße 4, 19 Uhr) nachgedacht. Denn bekanntlich wurde vor genau hundert Jahren im Hinterzimmer einer Züricher Kneipe zum ersten Mal das Cabaret Voltaire eröffnet – und Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Hans Arp, Marcel Janco, Sophie Taeuber und Richard Huelsenbeck sangen dort, trugen vor und verstörten das Publikum – es war Aktionismus gegen die Gräuel des Ersten Weltkriegs, zugleich wurden bürgerliche Formen und Konventionen zerschmettert, und noch die Zertrümmerung der Trümmer war das Ziel der Künstler_innen. „Viele beteiligte Künstler waren vom Anarchismus geprägt und sympathisierten mit libertären Ideen“, wie die Veranstalter_innen sagen, und das stimmt. Doch Hugo Ball, der Anführer der illustren Truppe war, wie auch Emmy Hennings geradezu fanatisch katholisch, das sollte ebenfalls bedacht werden. Denn diese Kunstbewegung, die Surrealismus, Pop Art, Fluxus, Mail Art, Punk und viele andere Kunstrichtungen beeinflusste, war nicht nur einer klaren politischen Strömung zuzuordnen. Wir werden sehen, ob hier vereinnahmt wird oder differenziert betrachtet.

Am Montag wird im Lichtblick Kino (Kastanienallee 77, 20 Uhr) ebenfalls Anarchismusgeschichte geschrieben, und zwar mit dem Film „Projekt A – Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa“. Die Filmemacher Marcel Seehuber und Moritz Springer suchen und finden etwa die anarchosyndikalistische Gewerkschaft „Confede­ración General del Trabajo“ in Barcelona oder das „Kartoffelkombinat“ in München. Wie realisiert sich ein gesellschaftliches Miteinander unter anarchistischen Bedingungen? Das wird hier ausgelotet.

Am Dienstag wird in der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 20 Uhr) der neue DreckSack vorgestellt, mithin also jenes rotschwarze Kampfblatt, das Literatur noch als Kampfmittel begreift und das dem Bürgertum den Arsch versohlen will – allen Kaderköpfen aber ebenso. Das ist ja erst mal grundsympathisch. Es lesen Eric Ahrens, Erik Steffen, Shirin Vorsmann, Joachim Wendel, Florian Günther und – „möglicherweise“ – Scheiffele.

Zeitgleich wird in der Meuterei (Reichenberger Straße 58, 20 Uhr) über „Rechte Lebenswelten im Punk, Oi! und Deutschrock“ informiert, bekanntermaßen ist es ja nicht so, dass Subkulturen faschofrei sind, ganz im Gegenteil. Bei diesem Vortrag von der Agentur für soziale Perspektiven geht es also darum, die rechten Strukturen in diesen Subkulturen kenntlich zu machen und gerade die oft vermeintlich „unpolitischen“ sogenannten Grauzone-Bands und ihre Fans zu kritisieren.