Gnadenloser Schlangenkiller

Edward „Big Ed“ Whitacre (67) ist der neue Boss des Automobilbaugiganten General Motors (GM). Und der Texaner Whitacre ist und bleibt Vorsitzender des Verwaltungsrates von GM. Ab sofort darf sich der überzeugte Republikaner also selbst kontrollieren; wenigstens für eine Übergangszeit.

Und das in einem Konzern, der zu über 60 Prozent den USA und Kanada gehört, die bis jetzt rund 60 Milliarden Euro in das durch falsche Managemententscheidungen und die globale Wirtschaftskrise in Existenznot geratene Traditionsunternehmen gepumpt haben. Der Topsanierer Whitacre – rund 20.000 Beschäftigte wurden bereits gefeuert – will die Staatsknete auf Dollar und Cent zurückzahlen.

Als Whitacre im Juni den Vorsitz im Verwaltungsrat übernahm, bekannte der 1,94 Meter große Topmanager aus der Telekommunikationsbranche, vom Autobauen „keine Ahnung“ zu haben. Das mache aber nichts, sagte er, weil die Prinzipien in großen Unternehmen ohnehin „immer die gleichen“ seien.

Der Cowboy, der daheim auf seiner Farm auch schon einmal einer Klapperschlange mit einem Stein den Kopf zertrümmert hat, gilt auch im Geschäftsleben als harter Hund. Den braven GM-Konzernboss Fritz Henderson jedenfalls, der in der Nacht zum Mittwoch seinen Rücktritt bekannt gab, hatte er mehrfach gnadenlos öffentlich demontiert.

So sprach er sich vor Monatsfrist gegen den Verkauf der GM-Tochter Opel an den Teilebauer Magna aus, als Henderson noch glaubte, der Deal sei unter Dach und Fach. Und als Henderson in der letzten Woche etwa dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) signalisierte, dass in Rüsselsheim nur ein paar hundert Arbeitsplätze abgebaut würden, wurde aus Detroit umgehend lanciert, dass am Stammsitz von Opel mehr als 2.000 Jobs zur Disposition stünden. Die Demission von Henderson ließ nicht lange auf sich warten.

Schon als Chef des Telekommunikationsriesen AT&T ging Whitacre nach dem Motto vor: „Weg mit Schaden!“ Und auch bei GM müssen die „Töchter“ jetzt zügig wieder Geld einbringen. Sonst werden sie verstoßen. KPK

Wirtschaft + Umwelt SEITE 9