Kommentar: „Arisierungs“-Gewinne: Fakten statt Fahrradständer

Es ist ausgesprochen selten, dass der weltweit drittgrößte Logistikkonzern auf städtische Gremien angewiesen ist. Bremen sollt die Chance nutzen, sich Gehör zu verschaffen

„Alles genommen“: ein Entwurf des Frankfurter Bildhauers Achim Ripperger. Er gehört zu den Einsendungen des laufenden Ideen-Wettbewerbs der taz für ein Bremer „Arisierungs“-Mahmal Foto: Entwurf: Achim Ripperger

Wer es ernst meint mit der Haltung, Kühne+Nagel dürfe seine ausgeprägte NS-Geschichte nicht nach Gutsherrenart zurechtbiegen, hat nur wenige Gelegenheiten, dies dem Unternehmen nachdrücklich deutlich zu machen. Denn es ist ausgesprochen selten, dass der weltweit drittgrößte Logistikkonzern auf städtische Gremien angewiesen ist.

Zum groß aufgezogenen Firmenjubiläum wollte Kühne+Nagel öffentliche Ehre – und bekam sie überreichlich und bar jeden kritischen Wortes. Nun will das Unternehmen einen öffentlichen Platz überbauen – und bekommt immerhin eine doppelte Botschaft übermittelt: Bitte baut bei uns, sogar weitgehend nach eigenem Gutdünken, aber gut ist eure Geschichtsbeschönigung nicht. Solche Stellungnahmen sind ein – medial hart erarbeiteter – Fortschritt. Aber immer noch die Sorte Statement, die das Unternehmen achselzuckend zu den Akten legen kann.

Wenn die Bremer Politik hingegen ein faktisches Zeichen setzen will, könnte sie zum Beispiel sagen: Auf dem nach wie vor öffentlichen Gelände rund um die Firmenzentrale ist nicht nur Platz für die zahlreich dort geplanten Fahrradständer – sondern auch für ein „Arisierungs“-Denkmal. Das hätte eine Qualität, die weit über Kühne+Nagel hinausweist. Denn nicht wenig des Besitzes der Deportierten, mit dem Kühne+Nagel die „Judenauktionen“ belieferte, geistert noch heute durch deutsche Familien.

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