Der Lobbyist der Woche
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Die königliche Hoheit

Foto: Hegerich

Es ist ein bisschen still geworden um die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), die Vorfrontorganisation der Arbeitgeber. Ihre Glanzzeit zur rot-grünen Agendazeit liegt lange zurück. Jetzt führt sie Abwehrkämpfe, um die damals durchgesetzten Reformen zu verteidigen. In den letzten Wochen mit zwei ganzseitigen Anzeigen in FAZ und SZ gegen die Pläne von Arbeitsministerin Andrea Nahles zur Regulierung von Leiharbeit und Werksverträgen. Wie immer ist laut INSM dadurch „die „Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf den Weltmärkten“ bedroht - darunter tut es die Lobbytruppe nicht.

Unterzeichnet ist die Anzeige von 90 Unternehmern. Der schillerndste davon: Luitpold Prinz von Bayern (Foto), ein Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. Der hatte während des Ersten Weltkriegs noch Teile Belgiens an Bayern anschließen wollen, um Süddeutschland besser an den Welthandel anzubinden. Sein Nachfahre begnügt sich als Geschäftsführer der König Ludwig Brauerei mit dem Bierexport. In München hat er jahrelang queruliert, weil nur Münchner Brauereien zum Oktoberfest zugelassen werden. Bayerns Finanzminister Markus Söder kündigte ihn unlängst noch als „Seine Königliche Hoheit“ an, so als sei in Bayern nie die Republik ausgerufen worden.

Der Prinz scheint jedenfalls Gefallen am Aufrufeunterschreiben zu finden. Schon 2014 unterzeichnete er mit Gerhard Schröder und anderen in der Ukraine-Krise den russlandfreundlichen Appell „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen“. Nun also gegen Nahles. Vorschlag zur Güte: Wenn das Gesetz durchkommt, notfalls eines der Schlösser verkaufen und in die Leih- und Werkvertragsarbeiter investieren. Dann klappt es auch weiterhin mit der Wettbewerbsfähigkeit. Martin Reeh