Das Ding, das kommt
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Die Mitfahrbank soll beim Trampen helfen. Aber noch setzt sich kaum jemand drauf.   Foto: dpa

Daumen hoch

In Speicher in der Eifel steht eine, im sächsischen Kleinnaundorf sind es gleich vier und im schleswig-holsteinischen Bünsdorf hat der Bürgermeister im September selbst Hand angelegt, um sie aufzubauen. Das mecklenburgische Priepert hat schon eine und Asel im Landkreis Hildesheim auch. Und jetzt bekommt auch Diekholzen gleich nebenan seine Mitfahrbank. So angesagt war Trampen seit den 70ern nicht mehr.

Die Idee ist einfach und pragmatisch: Da, wo der Bus nur noch selten oder gar nicht mehr fährt, setzt man sich auf die gekennzeichneten Bänke, stellt per Hebel ein Schild auf die gewünschte Fahrtrichtung – und wartet und wartet. Mit etwas Glück erbarmt sich irgendwann ein Autofahrer und fährt die Wartenden gratis vom Unterdorf zum Discounter und zur Apotheke oder Richtung Südwald und zurück, im besten Fall bis vor die Haustür.

Genug potenzielle Tramper gibt es jedenfalls. Mehr als 20 Prozent der 6.500 Einwohner sind etwa in Diekholzen über 65 Jahre und schaffen den zwei Kilometer langen Weg zum Supermarkt nur mit Mühe. Und wer Bus fährt, muss ja auch warten – und zahlt für Hin- und Rückfahrt immerhin 4,20 Euro.

Für Kinder und Jugendliche aber sind die Bänke nicht gedacht, betont Christoph Glados von der Wählergemeinschaft „Die Unabhängigen“, die das Vorhaben angeschoben hat. Denn die sind für wartende SeniorInnen durchaus Konkurrenz, wie Ursula Berrens vom Caritasverband Westeifel berichtet: In Speicher warteten einmal zwei ältere Frauen eine ganze Zeit lang vergeblich und machten sich schließlich zu Fuß auf den Weg. Direkt danach setzten sich zwei junge Mädchen auf die Bank. Sofort stoppten zwei Wagen.

Aber auch sonst kommen die Mitfahrbankprojekte trotz hoffnungsvoller Daumen-hoch-Schilder noch nicht so richtig gut an. In Bünsdorf, wo das Angebot auch Jugendliche ansprechen soll, setzt sich kaum jemand auf die Bank, sagt Bürgermeister Jens Kühne. Immerhin: Die habe sowieso mal erneuert werden müssen.

Auch in Asel laufe das Projekt sehr schlecht an, gibt die dortige Bürgermeisterin Ellen Krone zu. Irgendwie sei der Bedarf dann doch „nicht so da“. Schließlich sei der Nachbarort Harsum nur rund einen Kilometer entfernt und nachbarschaftliche Fahrgemeinschaften geben es ja auch schon lange. Im Frühjahr will Krone noch mal für ihre Mitfahrbank werben.

Dass die neue Generation der TramperInnen noch auf sich warten lässt, sei aber gar nicht so schlimm, betont Berrens von der Caritas. Denn das Charmante an der Idee sei ja, „dass die Bank an sich niemals eine Fehlinvestition sein kann“. MATT