Valentin S. steht vor Gericht

Prozess-auftakt

Sieben schwere Körperverletzungen soll er begangen haben, darunter ein Steinwurf auf einen Journalisten während des Protests gegen eine Neonazi-Kundgebung. An einer Schlägerei mit rechten Hooligans am Rande des Nordderbys Werder Bremen gegen den HSV soll er im April auch beteiligt gewesen sein: Am Donnerstag begann das Verfahren vorm Landgericht Bremen gegen den 21-jährigen Werder-Ultra Valentin S. und zwei weitere Angeklagte.

Die Mitangeklagten spielen in der öffentlichen Wahrnehmung freilich kaum eine Rolle, denn es ist Valentin S., der nach seiner Verhaftung zur Symbolfigur der linken Szene avancierte: Unter dem Schlagwort „Free Valentin“ wurde europaweit Solidarität bekundet. Keiner der beteiligten Hooligans sei von der Polizei ins Visier genommen worden, lautete der Vorwurf – im Blick habe die Polizei stets nur die linken Fans.

Zum Prozessauftakt übte auch Horst Wesemann, Verteidiger von Valentin S., schwere Kritik an Polizei und Staatsanwaltschaft: Dass S. nach kurzer Freilassung wieder in U-Haft sitze, obwohl er sich an alle Auflagen gehalten habe, sei nicht nachvollziehbar. S. sei schikaniert worden, etwa indem er kurzzeitig nach Bützow verlegt wurde und dort statt in U-Haft in den normalen Strafvollzug gekommen sei – zu lauter Neonazis.

Außerdem sei einseitig ermittelt worden. Aufrufe zur Selbstjustiz an S. durch bekannte Neonazis habe die Staatsanwaltschaft nicht eigenständig verfolgt. Er frage sich, so Wesemann, ob die Justiz auf dem rechten Auge blind sei und beantragte die Einstellung des Verfahrens.

Der vorsitzende Richter gab dem Antrag nicht statt, lehnte ihn aber auch nicht ab, sondern stellte eine weitere Befassung des Gerichts in dieser Sache erst einmal zurück. SCHN