Portrait: Selbstlernender Stratege
Den Briten der Firma DeepMind haben etwas geschafft, was Experten noch für mindestens eine Dekade für unmöglich hielten: Eine Maschine besiegt einen Menschen bei „Go“. „Das mysteriöse Spiel, bei dem Computer einfach nicht siegen können“, wie das Technikmagazin Wirednoch im Dezember 2014 schrieb. „Go galt als die größte Herausforderung für künstliche Intelligenz“, heißt es nun im Wissenschaftsmagazin Nature, das diesen Sieg beschreibt. Spieler hatten das System anfangs trainiert, den Rest lernte es völlig eigenständig.
Go ist ein 2.500 Jahre altes Strategiespiel aus Asien. Dabei muss man mit eigenen Steinen die des Gegners auf einem Feld einkreisen, um dessen Gebiet zu erobern. Es heißt, Go sei tausendfach komplexer als Schach. Im Schach stieß IBM-DeepBlue 1997 erstmals den Menschen vom Thron. Verlierer war der damals amtierende Weltmeister Gari Kasparow. Der konnte das kaum fassen, weil er verstand, was das tatsächlich bedeutete.
Bei Go heißt es, Meisterspieler bräuchten Jahre, um Spielzüge zu verfeinern. Nun schafft das ein künstliches neuronales Netz, eine KI – künstliche Intelligenz. Das System heißt AlphaGo. Eine Software, die aus Informationen neue Informationen generiert, die nicht programmiert waren. Also selbstlernend.
Entwickelt hat es ein Team von 20 Experten. Unter ihnen auch der Gründer von DeepMind, Demis Hassabis, ein ehemaliges Wunderkind. Mit 13 war er weltweit zweitbester Schachspieler seines Alters. Mit 17 programmierte er Theme Park und begründete damit ein Computerspielgenre. Hassabis studierte in Cambridge Informatik, gründete eine erfolgreiche Computerfirma, promovierte in Neurowissenschaften, wo er einen bahnbrechenden wissenschaftlichen Artikel verfasste. Dann verschrieb er sich der Aufgabe, künstliche Intelligenz zu bauen und gründete DeepMind.
Als seine Firma von Google-Eigner Alphabet geschluckt wurde, bestand Hassabis darauf, dass eine Ethikrat die Fähigkeiten der dort entwickelten künstliche Intelligenz beaufsichtigen müsse. Alphabet rast weiter davon, der mit weitem Abstand avancierteste Konzern für künstliche Intelligenz zu bleiben. Kai Schlieter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen