Also Parfum kaufen

schönheit Michel Comte, einer der Großen der Modefotografie, im Quartier 206

Charlotte Rampling, von Michel Comte fotografiert für „Vogue Italia“, 1992 Foto: Michel Comte Management

von Brigitte Werneburg

Viele der Fotografien, die jetzt im Quartier 206 hängen, erkennt man wieder. Sie sind berühmt, Ikonen, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Isabella Rosselini zum Beispiel im weißen Herrenhemd, die Nase hoch, der Kopf in den Nacken gelegt, die Hände in den Taschen der schwarzen Hose versteckt, die Figur geradezu zu Architektur geronnen. Carla Bruni, die nackt nicht unbedingt eine perfekte Figur zeigt, aber einen reizvollen Puppenkörper in lustig und ironisch verdrehter Anti-Model-Pose. Und dann ist da noch das sagenhafte Indianerinnengesicht von Louise Bourgeois. Ein wichtiges Bild weil man glaubt, die Bilderhauerin nur noch von Robert Mapplethorpes Aufnahmen zu kennen.

Die Ausstellung des schweizer Fotografen zeigt ausschließlich Porträts. Und ausschließlich Frauen. Auch in der Herrenabteilung des Quartier 206. Es ist übrigens ein guter Teil des Vergnügens dieser Ausstellung, dass man erst einmal durch den ganzen Fashionbereich durchgelotst wird, bis man zu Café und Galerie gelangt. Da kann man nebenbei schauen, wie die neue Kollektion von Marni ausschaut. Wer glaubt, die Kleider hier wären teuer, der irrt.

Der Abzug von Isabelle Rosselini im Format 175x220 cm und in einer einzigen Ausführung kostet 29.000 Euro. Da muss man dann schon Fan sein. Und wohlhabend. Carla Bruni übrigens ging 15 Jahre nach der Aufnahme des Bildes bei Christie’s für 91 000 Dollar an einen Chinesen weg. Da war sie Frankreichs Première Dame. Obwohl Michel Comte alles was Rang und Namen hat – und zwar nicht nur in der Mode – fotografierte, ist er selbst eher unbekannt. 1954 wurde er in Zürich geboren. Sein Großvater Alfred Comte war ein schweizer Flugpionier und Mitbegründer der Swissair. Michel Comte wurde Restaurator für Papier und arbeitete unter anderem für die berühmte Züricher Galerie Bruno Bischofberger. Zur Fotografie kam er also als Amateur. Seinen ersten Auftrag verschaffte er sich selbst, beim Züricher Herrenmodemacher Hannes B. Seinen Durchbruch freilich hatte er, wo auch sonst, in Paris. Er war dort als Restaurator tätig, sprang aber als Ersatz für eine Ungaro-Produktion ein, Karl Lagerfeld sah die Bilder und engagierte den 25-Jährigen für Chloé.

Dass er längst zu den Großen der Modefotografie gehört, ist im Quartier 206 sehr schön zu sehen. Nicht zu sehen ist, dass er sich auch als Reportage- und Kriegsfotograf bewährt hat, unter anderem für das Internationale Rote Kreuz. Es hätte der Ausstellung gut angestanden, auch diesen Aspekt seines Werkes zu zeigen, zumal in einer krisenhaften Zeit wie jetzt.

Wie viele kluge Leute des Modegeschäfts hat auch Michel Comte ein Parfum auf den Mark gebracht. „Shared Water“ heißt es schönerweise nicht ohne guten Grund. Ein Teil des Erlöses fließt in die Michel Comte Water Foundation, deren Zweck folgendermaßen im Handelsregister eingetragen ist: „Leistet jede Art von Unterstützung für alle Ideen, Tätigkeiten und Unternehmungen, welche sich des Wertes aller elementarer Substanzen wie Wasser, Erde, Luft und anderer Grundeinheiten, welche für eine nachhaltige Erhaltung des Planets Erde existenziell sind, bewusst sind und für diese eintreten; eigene Unternehmungen zugunsten der oben genannten Ziele organisieren, finanzieren, nachhaltig betreiben und für diese Zwecke geeignete Rechtspersonen schaffen; alles unternehmen, was im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung der Bewahrung der Oekologie des Planeten Erde und seiner Bewohner dient.“ Also, Parfum kaufen. Das kann man sich dann doch leisten, selbst im Quartier 206.

Bis 2. April, Galerie 206, 1. OG Departmentstore Quartier 206, Friedrichstraße 71, täglich 10 bis 20 Uhr