heute in Bremen
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"Nicht nur Probleme"

Vortrag Crowdfunding für "Perspective Daily" soll neuen Journalismus möglich machen

Maren Urner

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31, ist promovierte Neurowissenschaftlerin und gründete „Perspective Daily“.

taz: Sie wollen das Online-Medium „Perspective Daily“ gründen, um „konstruktiven“ Journalismus zu machen. Warum, Frau Urner?

Maren Urner: Im Grunde haben wir die gleichen Ansprüche wie der klassische Journalismus. Nur wollen wir eine vollständigere Berichterstattung, die Hintergründe erklärt und verschiedene Lösungsansätze vorstellt. Und nicht nur Probleme, wie in den konventionellen Medien.

Welche Lösungen haben Sie denn bereits entwickelt?

Wir entwickeln keine Lösungen. Wir gehen zunächst einen Schritt zurück und recherchieren vernünftig. So können wir die Dinge, die passieren, ausführlicher als andere Medien beschreiben. Dann stellen wir die Frage: „Wie könnte es weitergehen?“

Wer soll aktiv werden?

Das ist eine gefährliche Frage, die unseren Journalismus mit Aktivismus gleichstellt. Erste Studien haben gezeigt, dass lösungsorientierte Berichterstattung unter anderem folgendes bewirkt: Die LeserInnen wollen mehr über das Thema wissen. Sie werden anderen eher von dem Thema erzählen und sie zeigen eine größere Bereitschaft, sich zu engagieren. Das führt zu mehr Partizipation am gesellschaftlichen Leben.

Sie wollen sich mehr auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Wie arbeiten Sie mit konträren Positionen?

Wir machen keinen Wissenschaftsjournalismus. Jedoch machen wir auch keine Gegenüberstellung von schwarz und weiß, wie im klassischen Journalismus. Statt nur a und b zeigen wir noch c, d und f. Und wir ordnen die verschiedenen Positionen im Kontext der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion ein.

Wer sind die Autoren?

Die Gründungsmitglieder und mindestens drei weitere Autoren bilden die feste Redaktion. Alle Autoren sind Fachmenschen und Journalisten zugleich. Dazu werden viele Gastautoren für unsere Themen schreiben.

Werden Sie mit anderen Medien kooperieren?

Das haben wir noch nicht entschieden. Es ist schwieriger, ein altes System aufzubrechen, als ein neues aufzubauen. Deshalb haben wir uns entschieden, ein eigenes Medium aufzubauen. Für die Zukunft schließen wir Kooperationen nicht aus.

Interview: Eva Przybyla

19 Uhr, Buntentorsteinwerg 29