Die Gesellschaftskritik
: Die Einkaufsmaschinen

WAS SAGT UNS DAS? Amazon verkauft Geräte, die Verbrauchsmaterial selbst nachbestellen.

Es klingt wie die ultimative Verwirklichung des kapitalistischen Traums: Maschinen, die selbständig einkaufen. Keine Menschen, die sich auch mal für ein anderes als das gewohnte Produkt oder – ganz revolutionär – gegen einen Kauf entscheiden. Sondern Geräte, gesteuert durch Algorithmen, die automatisch Zubehör nachbestellen.

In den USA sind sie nun erhältlich: Nicht der seit Jahren gehypte Kühlschrank, der eines Tages automatisch neue Milch ordern soll, sondern Waschmaschine, Drucker und ein Blutzuckermessgerät. Waschmittel, Tinte und Teststreifen sollen so immer im Haus sein. Hunde­napf (Futter), Wasserreinigungsgerät (Filter) und Handdesinfektionsmittelspender (Desinfektionslösung) sollen folgen. Das Internet der Dinge mit der Lizenz zum Konsumieren.

Auch wenn Amazon taktisch klug ein medizinisches Gerät aufgenommen hat – es kann doch niemand etwas dagegen sagen, dass Diabetiker zuverlässig mit Teststreifen beliefert werden –, das Problem liegt im Detail. Oder wie häufig haben Sie schon Ihre Bank gewechselt? Die Suchmaschine? Die Programmbelegung Ihres Fernsehers neu programmiert?

Menschen sind bequem, als Kunden noch viel mehr. Unternehmen verwechseln das gerne mit Vertrauen, aber Bequemlichkeit ist viel hartnäckiger. In Kombination mit dem Nachbestellungs-Algorithmus macht sie aus der Informationsblase, die Google und Facebook jetzt schon schaffen und so die Weltsicht auf ähnliche Perspektiven verengen, eine Filterblase des Konsums. Mit freundlicher Unterstützung von Amazon. SVE