De Maizière: gemeinsam kämpfen

TÜRKEI Nach dem Anschlag in Istanbul erhöht sich die Zahl der deutschen Todesopfer auf zehn. Attentäter wurde bei Einreise in die Türkei registriert. Ein Bekennerschreiben lag zunächst nicht vor

Bundesinnenminister de Maizière am Anschlagsort in Istanbul Foto: Peter Kneffel/dpa

ISTANBUL/BERLIN rtr/dpa/taz | Der Selbstmordanschlag auf Touristen in Istanbul am Dienstag hat sich nach Erkenntnissen der Bundesregierung nicht gezielt gegen Deutschland gerichtet: Nach bisherigem Ermittlungsstand gebe es keine entsprechenden Hinweise, sagte Innenminister Thomas de Maizière am Mittwoch. Der Minister hatte sich zuvor mit seinem türkischen Kollegen Efkan Ala in der Metropole am Bosporus getroffen.

Die Zahl der bei dem Angriff getöteten Deutschen ist auf zehn gestiegen, nachdem zwei inzwischen an ihren schweren Verletzungen gestorben sind.

De Maizière betonte, dass sowohl die Türkei als auch Deutschland von Terrorismus bedroht seien: „Deshalb muss die Antwort eine gemeinsame sein.“ Der Kampf gegen terroristische Angriffe werde auch bei den deutsch-türkischen Regierungsgesprächen am 22. Januar in Berlin auf der Agenda stehen.

Der Selbstmordattentäter von Istanbul soll sich als Flüchtling in der Türkei registriert haben. Die türkische Nachrichtenagentur DHA meldete unter Berufung auf die Polizei, dem 27-jährigen Nabil Fadli seien am 5. Januar in Istanbul Fingerabdrücke abgenommen worden. Diese hätten nun dabei geholfen, ihn als Attentäter zu identifizieren. DHA berichtete weiter, Fadli sei bei der Registrierung von vier Personen begleitet worden, nach denen jetzt gefahndet werde.

Die arabische Tageszeitung Al-Hayat zitierte am Mittwoch einen Sprecher des saudischen Innenministeriums, wonach Fadli in Saudi-Arabien geboren wurde. Er sei aber syrischer Staatsbürger gewesen und habe Saudi-Arabien bereits 1996 im Alter von acht Jahren mit seiner Familie verlassen. Offiziellen türkischen Angaben zufolge hat Fadli in Syrien gelebt, ehe er in die Türkei einreiste. Er stand auf keiner Fahndungsliste. Allerdings muss sich jeder, der in die Türkei einreist, registrieren lassen. Wie die Zeitung Hürriet berichtete, wies der türkische Geheimdienst MIT die Regierung am 17. Dezember und am 1. Januar darauf hin, dass möglicherweise ein Anschlag geplant sei.

Obwohl es bislang kein Bekennerschreiben gibt, geht Ankara von einem Anschlag des „Islamischen Staates“ (IS) aus. Wie Innenminister Ala mitteilte, wurde eine Person am späten Dienstagabend im Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Ala verteidigte das Vorgehen der Regierung gegenüber dem IS und wies darauf hin, dass eine Woche vor dem Anschlag 200 Verdächtige festgenommen worden seien.

Der mutmaßliche Attentäter Fadli stand auf keiner Fahndungsliste

In der Mittelmeerstadt Antalya nahm die türkische Polizei unterdessen drei russische Staatsbürger fest. In ihrer Unterkunft wurden „zahlreiche Dokumente und CDs“ sichergestellt, meldete die Dogan News Agency. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge bestätigte das russische Konsulat die Festnahmen.

Russland bombardiert seit vergangenem Herbst Stellungen der Gegner von Präsident Baschar al-Assad. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung in Moskau vor, dabei weniger den IS als die gemäßigte Opposition ins Visier zu nehmen. Nach dem Anschlag in Istanbul appellierte das russische Außenministerium an die Staatengemeinschaft, die Kräfte gegen den Terrorismus zu bündeln.