Die Flüchtlingsdebatte

In Nordrhein-Westfalen klärt sich langsam der Nebel um die Ereignisse an Silvester. Da blasen Rechte zur Menschenjagd auf Ausländer

Straßenraub im großen Stil

Zahlen & Fakten Was wir inzwischen über die Silvesternacht wissen

BERLIN taz | Über 500 Strafanzeigen liegen der Bundespolizei und der Polizei in Köln nun vor – zum großen Teil von Frauen, die in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof begrabscht und bestohlen wurden. Von den 516 Strafanzeigen betreffen 237 sexuelle Übergriffe, 107 davon in Tateinheit mit Diebstahl. Die übrigen 279 Anzeigen beziehen sich auf klassische Diebstähle und Körperverletzungen.

Laut Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums versammelten sich in der Silvesternacht 1.000 bis 1.500 Männer vor dem Hauptbahnhof in Köln und auf der Domplatte, darunter auch viele Flüchtlinge. Aus der Menge heraus wurden Feuerwerkskörper und Signalmunition in die Menge abgefeuert. Im Schutz der Masse waren zudem Gruppen von jungen Männern unterwegs, die Frauen einkreisten und Straftaten begingen. Insgesamt waren nur 143 Polizeibeamte vor Ort – zu wenige, um den Tätern Einhalt zu gebieten.

Unter den 19 Tatverdächtigen, die bisher ermittelt werden konnten, sind zehn Asylbewerber, die erst vor Kurzem in Deutschland registriert wurden, und neun Personen, die sich vermutlich illegal in Deutschland aufhalten. 14 von ihnen stammen aus Marokko und Algerien. Keiner besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft, und keiner hat seinen Wohnsitz in Köln. Auch ihre Opfer stammen zum größten Teil nicht aus Köln.

Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass die Übergriffe im großen Stil organisiert oder gesteuert waren, wie es Justizminister Heiko Maas (SPD) nahelegt. Wahrscheinlich hätten „kriminell gruppendynamische Prozesse und Abstimmungen“ zu den Taten in der Silvesternacht geführt, heißt es im Bericht des Innenministeriums. Und die Kölner Polizei hält fest: „Seit 2011 stellen Täter aus den nordafrikanischen Staaten, insbesondere aus Algerien, Marokko und Tunesien, einen erheblichen Anteil im Deliktsfeld Taschendiebstahl in Köln.“

Daniel Bax