LeserInnenbriefe
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Türkischer Krieg gegen Kurden

betr.: „Kurden setzen auf Autonomie“, „In die PKK-Falle getappt“, taz vom 7. 1. 16

Der Kovorsitzende der HDP hat am 5. 1. vor seiner Fraktion öffentlich erklärt, dass die HDP (vor 2015 BDP) seit 2011 ein föderales System für die ganze Türkei anstrebt, in dem es 25 Regionen mit Selbstverwaltung in vielen Bereichen geben soll. Man darf nicht vergessen, dass es der Staatspräsident und die Regierung waren, die den Friedens- und Demokratisierungsprozess im März 2015 aufgekündigt haben, weil sie in diesem Prozess ihre Macht schwinden sahen. Ab Juli wurde zunächst die PKK angegriffen. Aber seit Monaten führt der türkische Staat Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Südosten. Er sucht jetzt die militärische Lösung wie in Sri Lanka.

Die Menschen sind selbstbewusster geworden und stehen hinter ihren Kommunalverwaltungen. Sie wollen ihre Errungenschaften nicht aufgeben. Jürgen Gottschlich vermittelt wieder den Eindruck, die PKK würde die militärische Lösung des Kurdenproblems in der Türkei suchen. Egal wie man zur PKK steht. Einer ihrer Sprecher hat gerade erklärt, dass vor allem die Jugendlichen in den Städten sich gegen Tötung und Zerstörung wehren. Die PKK weiß, dass es keine militärische Lösung gibt. Aber die Kurden haben viel Vertrauen verloren. Überdies führen die seit 5 Jahren in psychologischer Kriegsführung ausgebildeten türkischen Spezialeinheiten sich in den kurdischen Städten als Herrenmenschen auf. Jürgen Weßling,Hannover

Osterlachen

betr.: „Mohammed und andere Komiker“, taz vom 7. 1. 16

Mit Interesse begann ich den Artikel zu lesen. Leider steht zu befürchten, dass die Überlegungen zu Humor im Islam auf wenig präzisen Fakten beruhen, sofern diese genau so schlecht recherchiert sind wie die Fakten über den jüdisch/christlichen Hintergrund.

Gott lacht: Abraham und seiner Frau Sarah wird im hohen Alter ein Kind verheißen. Daraufhin lacht Sarah. Das Kind, das ein Jahr später geboren wird, bekommt den Namen Isaak = er lacht = Gott lacht zuletzt. Jesaja 44 ist eine Satire über die Handwerker, die aus einem Teil ihres Holzes Brennholz und aus dem anderen mächtige Götter machen. Das Zitat „Wehe, die ihr jetzt lacht …“ stammt nicht aus der Bergpredigt (Matthäus), sondern aus der Feldrede (Lukas) und ist aus dem Zusammenhang gerissen. Hier geht es ja gerade darum, dass die Reichen und Mächtigen am Ende nicht zuletzt lachen werden.

Jesus selbst wird mit einer ganzen Reihe von humorvollen Aussagen zitiert, zum Beispiel dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Nebenbei: In der Kirche gibt es seit Jahrhunderten das Osterlachen, das in der Vergangenheit schon mal von weltlichen Sittenwächtern verboten wurde, weil die Pastoren zunehmend schlüpfrige und obszöne Witze machten. Andreas Behr, Gifhorn

Zwei tolle Lebewesen

betr.: „Spindler und Spike“, taz vom 2. 1. 16

dieser text über den mann spindler und seinen hund spike fand ich mit das schönste und berührendste, was ich seit langem gelesen hab. dieser spindler, der aus sorge um sein tier seiner sucht herr wird, und dieser spike, der immer voller sorge und aufmerksamkeit um sein herrchen diesen „rettet“. sein bellen und sein gesicht drücken seine verlustängste und seinen kummer stark aus. eine tolle geschichte, super erzählt über zwei tolle lebewesen! vielen dank. dodo lazarowicz,München

Es ist kein Lokführer da

betr.: „Vereiste Oberleitungen, dann war Feierabend“, taz vom 5. 1. 16

Ach ja, die Pannen der Deutschen Bahn. Gern erinnere ich mich an die Jahre vor 1994, als die Deutsche Bahn AG noch Deutsche Bundesbahn hieß. Da gab es keinen Personalabbau, um den Profit (Privatisierung) künftiger Aktionäre zu sichern. Da wäre bei einer vereisten Oberleitung eine Diesellokomotive aus dem Lokschuppen geholt worden und die hätte die Waggons von Norddeich nach Köln gezogen.

Da gab es keine Verspätungen wegen zugefrorener Weichen. Es gab genügend Personal zur Wartung der Weichen. Da wurden die Sitzplatzreservierungen immer angezeigt. Da gab es im Sommer keine durch fehlende Wartung ausgefallene Klimaanlagen. Da gab es keine Züge, die ohne den fahrplanmäßigen Halt durch Großstadtbahnhöfe fuhren.

Trauriger Höhepunkt dieser Pannen war im Jahr 1998 das durch einen Wartungsfehler entstandene Zugunglück in Eschede mit 101 Toten.

Für mich war eine der vielen ärgerlichen Bahnpannen am 16. Juli 2015. Ich fuhr mit dem ICE 788 von München nach Hannover. Um 15:36 hätte der ICE nach einem fahrplanmäßigen Stopp in Kassel-Wilhelmshöhe weiterfahren müssen und um 16:52 Uhr fuhr der ICE endlich weiter. Die Entschuldigung per Lautsprecherdurchsage lautete: „Wegen Personalmangel können wir nicht weiterfahren. Es ist kein Lokführer da.“In einem der Gegenzüge nach Süddeutschland wurde dann ein Lokführer gefunden, der den ICE weiterfahren konnte und so kam ich mit eineinhalb Stunden Verspätung in Hannover an. Dies ist kein Einzelfall unter den Zugverspätungen. Heinz Kornemann, Wolfsburg