Köpenicker Weinladen
: Grüner Apfel und Meeresbrise

Weinprobe

Von

Michael Pöppl

Schon seit 1988 zeigt Max Hoch vom Köpenicker Weinladen, dass gute Weine nicht teuer sein müssen, das Geschäft und sein Besitzer sind Institutionen im Kiez um das Schlesische Tor. Benannt wurde der Laden nach der Straße, an der das Souterraingeschäft liegt. „Namen vergisst man schnell, aber wo der Laden liegt, können sich die Leute so besser merken“, sagt der Weinhändler, der aus dem Ruhrgebiet stammt. Französische Weine hatte er schon als Jugendlicher entdeckt: „Eigentlich tranken wir lieber Bier, aber im Frankreich-Urlaub war das zu teuer und so entdeckten wir, dass es auch sehr feine Weine gibt.“

Über Bekannte erfuhr Hoch Anfang der 19080er, dass eine Wein-Einkaufsgenossenschaft noch Vertriebspartner suchte: „Mit 170 Mark Wechselgeld haben wir damals in der Görlitzer Straße angefangen, das war mein ganzes Startkapital.“ Rund 50 verschiedene Flaschen standen damals im Regal, heute gehören rund 400 verschiedene Weine zum Sortiment der „Köpenicker“, von denen der Großteil direkt aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Österreich oder auch Ungarn importiert wird. Vor allem die individuelle Beratung im Laden wird allseits gelobt. „Man darf die Leute nicht schulmeistern und muss rauskriegen, welcher Wein zu welchem Menschen passt“, erklärt Hoch seine Philosophie. Sein Team beliefert auch zahlreiche Lokale, von Klassikern wie dem Weltrestaurant Markthalle über Clubs wie dem SO36 bis zu anspruchsvollen Hotelrestaurants wie dem Michelberger. Das Geschäft funktioniert übrigens auch immer noch ohne Homepage oder Mailverkehr. „Anrufen geht schneller“: Hoch bevorzugt das direkte Gespräch. Nicht jeder Wein passe zum Beispiel zur asiatischen Küche, erzählt der Weinhändler, mit einem thailändischen Wirt habe er deshalb über Wochen verschiedene Weine durchprobiert, bis der das Passende zur Speisekarte gefunden habe.

Den taz-Lesern empfiehlt Max Hoch einen Weißwein aus dem französischen Corbière, das Weingut Chateau de Bastide liegt am nördlichen Ende des Languedoc. „Guilhem Durand produziert einen kräftigen Cuvée, den man auch in der kalten Jahreszeit gerne trinkt“, lobt der Weinhändler. Mit der Mischung aus regionalen Rebsorten wie Bourboulanc und Roussanne sowie der Zugabe von Vermentino, der ursprünglich aus Italien stammt, gelingt dem Winzer ein ungewöhnlicher Coup. Der erschnupperte Hauch von Pfirsichen gewinnt im Mund noch eine Prise grüner Apfel und Stachelbeeren dazu. Angenehm erdig schmeckt dieser Wein, frisch und warm zugleich, ein toller Tropfen für jeden Tag, der auch nur leicht gekühlt überzeugen kann. Die zweite Empfehlung ist ein Tinto aus dem portugiesischen Mafra, nördlich von Lissabon. Die Engländer James und Anne Frost haben dort ein altes Familienweingut übernommen und leisten hervorragende Arbeit: „Man kann die Meeresbrise schmecken, die vom Atlantik die Weinberge hochzieht“, schwärmt Hoch. Aus dem Glas duften rote Johannisbeere und ein Hauch von bitterer Walnuss. Neben Beerenaromen und sanfter Kirsche schmeckt der handverlesene Quinta de Sant’Ana leicht salzig-mineralisch mit einer Spur von rotem Pfeffer und grünen Kräutern. Die ausgewogene Säure wird durch zurückhaltende Tannine ergänzt und gibt dem Wein charaktervollen Biss. Ein idealer Begleiter zu Fleischgerichten, der aber auch hervorragend zur Caldeirada, einer kräftigen portugiesischen Fischsuppe, passen würde.

Köpenicker Weinladen: Köpenicker Str. 8, 10997 Berlin, Mo–Fr 11.30–19.30 Uhr, Sa 10–14 Uhr, Tel. (030) 617 57 59.

Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von zwölf Flaschen Cor­bières Chateau La Bastide 2013 (0,7 Liter, 6,50 Euro) oder Mafra Tinto von Quinta de Sant’Ana (0,7 Liter, 8,80 Euro) erhalten Sie eine Flasche gratis dazu.