Hamburg mag kein Glyphosat

Unkraut-Ex

Was alles geht: Diese Woche hat die Hamburger Wirtschaftsbehörde den Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat an öffentlichen Orten verboten. Ausnahmegenehmigungen, wie sie für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln auf Wegen, Spiel- und Sportplätzen nötig seien, würden nicht mehr erteilt – solange bis geklärt sei, „ob, inwieweit und unter welchen Bedingungen Glyphosat krebserregend für den Menschen ist“. Landwirte dürfen das Mittel nach wie vor verwenden.

Noch im Mai vergangenen Jahres hatten die Verbraucherschutzminister der Länder den Bund aufgefordert, mit Blick auf öffentliche Orte „zeitnah ein Verbot auszusprechen“. Damals hatte es geheißen, dafür fehle die Rechtsgrundlage. Trotzdem verbot Niedersachsens Verbraucherschutzminister Christian Meyer (Grüne) das Verspritzen von Glyphosat auf öffentlichen Flächen und auch auf privat bewirtschafteten Eisenbahnstrecken.

Das Gift ärgert Umweltschützer als Hauptbestandteil des Breitbandherbizids „Roundup“ des US-Herstellers Monsanto schon lange. Das Mittel gibt es seit den 1970er-Jahren, doch die Monsanto-Leute haben die Zeichen der Zeit erkannt und wichtige Nutzpflanzen wie Mais auf gentechnischem Wege „roundup-ready“ gemacht: Sie haben sie so verändert, dass sie auf dem Feld stehen bleiben, während alles andere zu Grunde geht.

Im März vergangenen Jahres wurde die Debatte auf überraschende Weise neu belebt: Zum Leidwesen der Chemieindus­trie stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Stoff als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) sah das bisher gerade andersrum: „wahrscheinlich nicht krebserregend“.

96 Wissenschaftler aus aller Welt protestierten dagegen. Die Efsa erklärte ihre Einschätzung „größtenteils“ damit, dass sie allein den Wirkstoff Glyphosat untersucht habe, während die Krebsforschungsagentur der WHO sich auf Studien zu fertig gemischten Pestiziden stütze.

Die EU ist dabei, Glyphosat im Rahmen ihrer Wirkstoffprüfung neu zu bewerten. Davon hängt ab, ob das Gift für weitere zehn Jahre in der EU zugelassen wird. Weil Glyphosat, dessen Abbauprodukte ebenso wie einige andere Pestizide in vielen Gewässern Schleswig-Holsteins gefunden wurden, hat Agrarminister Robert Habeck (Grüne) vorgeschlagen, eine Pflanzenschutzsteuer einzuführen. knö