Postbank baut Position als Platzhirsch aus

Deutschlands größte Bank für Privatkunden setzt mit der Übernahme der Bausparkasse BHW ihre Expansion fort

HAMBURG taz ■ Die Postbank übernimmt Deutschlands zweitgrößte private Bausparkasse BHW (Beamten Heimstättenwerk) und baut damit ihre Position als Deutschlands größte Bank für Privatkunden aus. Mit der Fusion wird der Finanzgigant mehr als 14,5 Millionen Verbraucher betreuen.

Für den Kaufpreis von 1,79 Milliarden Euro wird die Postbank ihren bereits gehaltenen Anteil von 9,2 Prozent an der Bausparkasse auf gut 85 Prozent Prozent aufstocken. Verkäufer der Postbank-Aktien sind die gewerkschaftseigene Beteiligungsgesellschaft BGAG und der Deutsche Beamtenbund.

Die Postbank war erst 1990 im Zuge der Postreform aus der Bundespost hervorgegangen. Seither wurde aus der Kleine-Leute-Sparkasse eine Universalbank von Rang, die auch Kredite, Versicherungen und Aktienfonds verkauft. Die Postbank erledigt zudem alle Inlandsüberweisungen für die Deutsche Bank und die Dresdner Bank. Im Sommer vergangenen Jahres ging die Postbank an die Börse, Mehrheitseigentümer blieb weiterhin die Deutsche Post. Nur 17 Prozent der Postbank-Aktien befinden sich im Streubesitz.

Mit dem BHW-Kauf setzt die Postbank ihren rasanten Expansionskurs fort, denn die mehr als 4.200 mobilen Berater und 830 Service-Center der BHW gelten als sinnvolle Ergänzung des Vertriebsnetzes der Postbank. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Post und Postbank eine Neuordnung des Post-Filialnetzes anstreben.

Ab Januar 2006 wird die Postbank zirka 850 gelbe Filialen mit rund 9.500 Mitarbeitern in eigener Regie übernehmen. Diese Filialen setzen nach Angaben der Postbank mehr als 80 Prozent des filialgestützten Neugeschäfts um. Allein im Jahre 2004 wuchs die Anzahl der Postbankkunden um etwa 890.000.

Dass Gewerkschaften und Beamtenbund lange nach einem Käufer für die Perle BHW suchen mussten, hat einen Grund: die Allgemeine Hypotheken Bank Rheinboden AG (AHBR). Während BHW sein Lebensversicherungsgeschäft 2004 verdoppelte und ein Rekordergebnis einfuhr, schreibt AHBR schon seit Jahren schwere Verluste und immer noch dürften erhebliche Altlasten in der Bilanz schlummern. Die Verkaufserlöse werden die BHW-Aktionäre jetzt wohl zum Stopfen der Löcher in der kranken Tochtergesellschaft AHBR nutzen.

Die Postbank legt größten Wert auf die Feststellung, dass sie die Bausparkasse ohne die marode Hypothekenbank kauft.

HERMANUS PFEIFFER