Das Ding, das kommt
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Die Harfe, dieses wuchtige Zupfinstrument mit dem fragil fließenden Klang, hat der schleswig-holsteinische Musikrat zum „Instrument des Jahres“ 2016 gewählt   Foto: Mtorrite/Wikimedia Commons

Gartenzaun der Engel

Mit seinem Spiel auf der Harfe beruhigt David in der Bibel den jähzornigen Sau, vertreibt den bösen Geist, der ihn so aufwühlt. Im Dorf von Asterix und Obelix wiederum macht der Harfenist Troubadix alle so wahnsinnig, dass er regelmäßig gefesselt und geknebelt wird. In deutschen Musikhochschulen gibt es einige Professorinnen für Harfe, aber kaum einen Professor. In den Plattenläden hingegen ist es ein Mann, der die meisten Harfen-CDs verkauft, nämlich der Entspannungs-Musiker Andreas Vollenweider.

Das „vielfältige Klangspektrum“ und die „genreübergreifende Einsetzbarkeit“ sind denn auch die Gründe, warum der schleswig-holsteinische Musikrat die Harfe zum „Instrument des Jahres“ 2016 gekürt hat. Verbunden ist mit diesem Prädikat eine Reihe von Veranstaltungen und Konzerten und, so die Hoffnung des Musikrates, eine gewisse Werbung für das Instrument. Denn Harfe lernen und spielen nicht viele.

Ein Grund dafür ist natürlich die schiere Dimension der Harfe: In ihrer heutigen Form ist sie mit einer Höhe von bis zu 1,90 Meter und einem Gewicht von bis zu 40 Kilogramm eines der größten und schwersten Orchesterinstrumente. 47 Saiten hat die Harfe und sieben Pedale, die mit acht Fingern und beiden Füßen gespielt werden. „Die Harfe“, so erklärte es einmal Terence Hill seinem grobschlächtigeren Partner Bud Spencer, „ist so’n Gartenzaun, wo man reingreift.“

Zugleich gilt die Harfe als Instrument der Engel: Dazu haben sie etliche religiöse Darstellungen gemacht, die das fragile Fließen der Töne interpretiert haben als Ausdruck eines vergeistigten Zustands. Tatsächlich: Harfenisten müssen Hände und Füße unabhängig voneinander unter Kontrolle haben – und ihre Finger quasi engelsgleich fliegen lassen. KLI