Das beliebteste Feindbild des DDR-Fußballs

Last der Geschichte Das Image des Stasiclubs hing dem BFC auch lange nach der Wende an. Heute aber dient ein anderer Verein als Feindbild im Ostfußball

Das Gespenst des Dominators der DDR liegt in den Stadien seiner Konkurrenten immer noch in der Luft wie der Geruch nach Bratwurst und Bier

Jede Faser des Körpers von Union-Stürmer Karim Benyamina ist gespannt, er blickt konzentriert. Sein Bein schwingt voll aus. Zu seinen Füßen zersplittert das Logo des BFC Dynamo in viele Teile. Darunter steht eine Reihe von Zahlen, die Union-Fans noch zehn Jahre danach freudig jauchzen lassen: 8:0, 21. 8. 2005.

Der „Jahrestag einer Erledigung“ ist den Machern des Programmhefts von Union Berlin mehrere Seiten wert. Mit dem Rückblick auf diesen historischen Sieg schwören sie sich am 28. August 2015 wort- und bildreich auf das Heimspiel gegen RB Leipzig ein.

Gelegenheiten wie diese zeigen: Das Gespenst des einstigen Dominators der DDR-Oberliga liegt in den Stadien seiner ehemaligen Konkurrenten immer noch in der Luft wie der Geruch nach Bratwurst und Bier – und nicht nur die älteren werden daran erinnert, auch die jüngeren.

Ich bin Jahrgang 1988. Als der Fußball Ende der neunziger Jahre in mein Leben trat, waren die Stadien im Osten noch unsaniert und vorwiegend mit Stehplätzen ausgestattet. Die Trikots hingen schlapp von den Schultern der Spieler und waren ihnen nicht wie heute mit der Vakuummaschine angepasst. Der FC Berlin, wie der BFC zwischenzeitlich hieß, spielte eine weitere mäßig erfolgreiche Saison in der drittklassigen Regionalliga Nordost – der gleichen Liga wie mein Lieblingsverein.

„Die Mielke-Truppe kommt“, hieß es zwischen Nord- und Südkurve, wenn mal wieder ein Duell gegen den alten Rivalen anstand. Dass diese Zeit schon gut zehn Jahre zurücklag – geschenkt. Der BFC war der Stasiverein und hatte auch keine andere Deutung verdient. Das bekamen auch die Nachwuchsfans gemeinsam mit der schalen Stadionlimo eingeschenkt.

Jahre später hatte der wieder BFC genannte Verein eine Insolvenz überstanden und sich aus den tiefsten in die mittleren Niederungen des Fußballs zurückgespielt. Die Wahrnehmung des Vereins hatte sich verändert, aber kaum zum Besseren. Nun waren es die Hooligans, die den Verein seit Jahren begleiteten und dafür sorgten, dass beim Thema BFC unter uns Außenstehenden wenig über Sport gesprochen wurde.

So ist es bis heute. Doch trotz prügelnder Fans hat der BFC seinen Schrecken vergangener Tage verloren. Seine Stelle als beliebtestes Feindbild im Ostfußball hat mittlerweile ein anderer Verein übernommen. Er heißt Rasenballsport Leipzig. Ronny Müller