Der Mörder ist immer der Mörder

Gegen Marc Hoffmann, der die Kinder Felix W. und Levke S. umgebracht hat, sollen neue Verdachtsmomente aufgetaucht sein, behauptet der NDR: Er sei Hauptverdächtiger im Fall Adelina. Und habe vielleicht noch andere Opfer

Verurteilte Mörder geben für die Medien prima Tatverdächtige ab: Für kommenden Montag hat der NDR eine Fernseh-Reportage „über die Fälle Levke und Felix“ angekündigt.

Bei der wird es auch um den im Frühsommer verurteilten Marc Hoffmann gehen. Der sei, vermeldete die dpa, von der Senderpromotion beschwingt, sogar „Hauptverdächtiger im Mordfall Adelina“. Das Mädchen war im Juni 2001 auf dem Nachhauseweg verschwunden und im Oktober ermordet aufgefunden worden. Hätte das Filmteam, das nach Darstellung des Senders „die Ermittler auf ihrer Spurensuche begleiten durfte“, das kriminalistische Rätsel gelöst? Was für eine Nachricht!

Während Hoffmanns Anwalt Jost Ferlings gestern zu keiner Stellungnahme bereit war, fällt die Auskunft der im Fall Adelina zuständigen Bremer Staatsanwaltschaft ernüchternd aus: „Es hat sich nichts verändert“, so der Sprecher. „Die NDR-Pressekonferenz hatte ja nicht die Aufgabe, neue Ermittlungsergebnisse bekannt zu geben, sondern auf den Film hinzuweisen.“ Zwar gehöre Hoffmann zum Kreis der Verdächtigen, man könne ihn sogar als Hauptverdächtigen bezeichnen. „Aber auch das ist nicht neu.“ Tatsächlich war schon der Prozessauftakt gegen den zweifachen Kindermörder von Gerüchten umraunt, er habe noch mehr Menschen umgebracht. Bereits damals war vermutet worden, er könne außer Felix W. und Levke S. auch das Mädchen Adelina erdrosselt haben, tatsächlich passte das zum Bild eines Monsters, das die Phantasie etlicher Berichterstatter befeuerte. Anders als damals ist Hoffmann nun in der Sache Adelina zur Aussage bereit. „Aber es ist keinesfalls so, dass er ein Geständnis abgelegt hätte, das nur noch aufgeschrieben werden müsste“, so die Staatsanwaltschaft.

Dass da noch eine weitere Schuld zuzugeben sei, suggeriert die Darstellung des NDR: „Welches Indiz führt zu einem weiteren Geständnis von Marc H.? Und für welche Fälle kommt er als Täter in Frage?“, fragt der Senderwerbetext – und schießt damit über das Ziel hinaus: „Man hätte besser auch noch geschrieben, ‚und für welche nicht‘“, distanziert sich der Filmautor Michael Heuer von der reißerisch-vorverurteilenden Ankündigung. bes