taz.adventskalender Die 23
: Wir wünschen uns . . . mehr Gemeinsames

Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.

Ich weiß schon, wie die coole Haltung zu Feiertagen lautet: Ist doch scheiße. Weihnachten? Kitsch, Konsumzwang, Familienstress. Silvester? Was für Touris, der echte Berliner geht natürlich an Neujahr feiern.

Trotzdem, ich geb’s zu: Ich mag Feste und Feiertage aller Art, ich finde Weihnachten super und Silvester auch, ich mag es, wenn Menschen ihre Geburtstage feiern, das Zuckerfest oder von mir aus auch Halloween. Ich mag daran – neben gutem Essen und einem Anlass für Sekt am Nachmittag natürlich – das Kollektive dieser Tage. Ich mag es, Teil eines riesigen Ameisenhaufens zu werden, dessen großer einender Wunsch es ist, schnell noch ein Weihnachtsgeschenk für Oma zu finden oder aus einem krisseligen Stück Schwermetall die Zukunft zu lesen.

Klar, ich mag die Stadt auch, weil ich hier anonym und allein sein kann, wenn ich möchte, und gegen das Kollektiv eines bayerischen Dorfs würde ich niemals tauschen wollen. Aber ab und an brauche ich die Unterbrechung dieses ganzen individuellen ­Nebeneinanderhers.

Ich mag Feiertage aller Art. Ich finde Weihnachten super und Silvester auch

Also: Ich wünsche mir mehr kollektive Momente, ich wünsche mir, dass alle ab und mal Pause machen davon, immer noch origineller und ironischer als der andere zu sein, das ist so furchtbar anstrengend. Macht mal was Uncooles, Gemeinsames! Glühweinparty für die Hausgemeinschaft oder gleich so richtig oldschool einen Streik organisieren, mir egal – Hauptsache, es geht mal kurz nicht nur um dich allein. Malene Gürgen