Deutsche Firmen brauchen China

Ausfuhren Das ostasiatische Land ist der viertwichtigste Absatzmarkt für hiesige Exporteure, vor allem bei Maschinen und Autos

BERLIN taz | Wenn in China ein Sack Reis umfällt, interessiert das in Deutschland niemand. Wenn aber im Reich der Mitte die Börsen zusammenbrechen und das starke Wachstum gefährden, kriegen deutsche Manager kalte Füße. Denn China ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Anders gesagt: Ohne die chinesischen Konsumenten, Firmen und Behörden, die deutsche Waren kaufen, würde hierzulande die gute Konjunktur einbrechen.

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien und drittwichtigster Handelspartner weltweit. China ist - nach Frankreich, den USA und Großbritannien - der viertgrößte Abnehmer deutscher Exportprodukte. Im Jahr 2014 betrug der Wert der deutschen Ausfuhren nach China nach Angaben des Auswärtigen Amtes 74,05 Milliarden Euro, das entsprach einem Plus von mehr als elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit solchen Wachstumsraten dürfte es nun angesichts der Turbulenzen in China vorbei sein.

Für den deutschen Maschinenbau ist China der wichtigste Absatzmarkt; im Jahr 2014 exportierten die Unternehmen der Branche Waren im Wert von 19 Milliarden Euro. Für die deutschen Autokonzerne ist China - nach den USA und Großbritannien - der drittwichtigste Absatzmarkt; im Jahr 2014 wurden Fahrzeuge im Wert von 21 Milliarden Euro verkauft. Weitere wichtige Exportprodukte sind Elektrotechnik, Medikamente sowie Nahrungs- und Genussmittel. Dabei gab in der Vergangenheit zeitweise sogar Lieferengpässe, etwa als in China wegen gepanschter Babynahrung die Nachfrage nach Babymilchpulver rasant gestiegen war.

"Chinas Wirtschaft befindet sich in einer Phase des strukturellen Umbruchs, welche von einer Verlangsamung des Wachstums, Marktturbulenzen und einem Wandel der Nachfragekomposition geprägt ist", analysiert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in seinem jüngsten Außenwirtschaftsreport. "Das export- und investitionsgetriebene Wachstumsmodell Chinas hat ausgedient." Bisher könnten Binnenkonsum, Innovation und Dienstleistungen als neue Triebkräfte den Abwärtstrend aber nur bedingt abfedern. Dies stelle die nicht nur die chinesische Führung, sondern auch Chinas Handelspartner vor große Herausforderungen. Richard Rother