„Die kommen einfach nicht ausm Arsch“

VOLKES STIMME Auf den Berliner Straßen herrscht wenig Verständnis für die BER-Verantwortlichen

Auf den Straßen der Stadt stößt die erneute Verschiebung der Flughafeneröffnung auf geteilte Meinungen. Wobei die Bandbreite von demonstrativem Desinteresse bis zu offenem Zorn reicht. Nur auf Verständnis können die Verantwortlichen für das Debakel nicht hoffen. Vor allem wird deutlich: Vom einstigen Umfrageliebling Wowereit ist wenig übrig geblieben.

„Der hätte schon viel früher seinen Hut nehmen sollen“ sagt Erika Laier* über den Regierenden Bürgermeister. Die 60-jährige Erzieherin lässt kein gutes Haar an Klaus Wowereit. Zur Zukunft des Flughafens meint sie nur: „Vielleicht haben wir Glück, dass es irgendwann passiert.“

Der Mann an der Bushaltestelle winkt ab: Ihm sei der Flughafen „so egal, einfach unwichtig“. Aufregen will er sich gar nicht über das Desaster: „Das ist sowieso alles nur virtuelles Geld“, glaubt der 39-Jährige. Den Kopf von Wowereit fordert er aber nicht – jedenfalls nicht wegen der Sache mit dem Flughafen.

„Am Flughafen kommen sie einfach nicht ausm Arsch“, redet sich ein Bauarbeiter am Gendarmenmarkt die Wut aus dem Bauch. Der 56-Jährige habe selbst mal auf der Baustelle in Schönefeld gearbeitet und dort Tanks gebaut. Wowereit solle man „abschießen“, findet er. Ein Kollege beklagt die ausufernden Kosten: „Das kostet ’nen Haufen Steuergelder“. Beide sind sich einig: „So lange, wie das jetzt dauert, ist es nicht mehr witzig.“

Rücktritt gefordert

Einen Rücktritt des Regierenden Bürgermeisters hält auch Barbara Schumann für den richtigen Schritt. Er habe „seine Verantwortung nicht wahrgenommen“, findet die Rentnerin. Parolen wie „arm, aber sexy“ habe sie schon immer unpassend gefunden. Den Rücktritt seines brandenburgischen Amtskollegen Matthias Platzeck hält die 72-jährige Slawistin, die unter Manfred Stolpe in der Brandenburger Staatskanzlei gearbeitet hat, dagegen für nicht notwendig. Platzeck sei „nicht ganz so erfahren“, ein Rücktritt würde zu Problemen in der Potsdamer Koalition führen. Im Großen und Ganzen könne sie das Hin und Her um den Flughafen „nicht mehr ernst“ nehmen.

Und die 23-jährige Touristin aus den Niederlanden? Für sie ist die Berliner Flughafenproblematik überhaupt kein Thema: „Bei uns in Holland kommt davon nichts an.“ Irgendwie fast schon beruhigend.

HANNO REHLINGER, JÖRN WEGNER

*Name geändert