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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Früher spielte Toni Schmale in der Nationalmannschaft Fußball. Mittlerweile ist sie Künstlerin, doch so ganz lässt der sie der Sport offenbar nicht los. Ihre Skulpturen aus Stahl und Beton ähneln Fitnessgeräten, aber auch Spielzeugen der SM-Szene, zur analen Stimulation oder oralen Befriedigung etwa. Körperlich verausgaben kann man sich schließlich so oder so. „Superego“ heißt die umfassende Werkschau Schma­les in der nGbK,„fuhrpark. was das / der neue gefährt sein kann“, die Werkgruppe, aus der die meisten der ausgestellten Arbeiten stammen. Es sind provokant-abstrakte Auseinandersetzungen mit Machtfragen, Geschlechterrollen und Selbstoptimierungszwängen. Letztere, das stellt Schmale unmissverständlich klar, sind sowieso illlusionär, denn „you can’t have a hot lover a hot job and a hot apartment all in the same city“ – so der Titel eines Videos aus naiv anmutenden animierten Bleistiftzeichnungen (bis 24. 1., So.–Mi. 12–12 Uhr, Do.–Sa. 12–20 Uhr, Oranienstr. 25).

Die Skulpturen von Vlassis Canniaris – Teil der Ausstellung „Last Sighting“ in der daadgalerie – stammen aus den 1980er Jahren, doch sie könnten kaum aktueller wirken. Damals spielte der griechische Künstler, der kurz zuvor am Berliner Künstlerprogramm des DAAD teilgenommen hatte, auf die Situation der „Gastarbeiter“ an. Heute kommen einem beim Anblick der kopf- und damit gesichtslosen Metallfiguren in ihren schlecht sitzenden Kleidern sogleich die Geflüchteten in den Sinn. Gezeigt werden sie zusammen mit Arbeiten von Sofia Hultén, Otobong Nkanga, Wolf von Kries, studioBASAR, die sich ebenfalls mit prekären Situationen und gesellschaftlichen Umbrüchen beschäftigen (bis 9. 1., Mo.–Sa. 11–18 Uhr, 25., 26., 31. 12. + 1. 1. geschlossen).

Ulrike Ottinger hat sich auf eine große Reise begeben. Eine „Weltreise“, wie der Titel der Ausstellung in der Staatsbibliothek suggeriert, war es jedoch nicht ganz. In Kamtschatka, im fernen Osten Russlands, in Sibirien und am Beringmeer war die Filmemacherin und folgte dabei den Spuren Adelbert von Chamissos, der dorthin 1815 aufbrach. Was Ottinger in der Ferne beobachtete und auf Video festhielt, kommt im März in die Kinos, die Ausstellung ist eine Art Vorschau, aber nicht nur: Eindrucksvoll sind nicht nur Ottingers Videos von Flora, Fauna, Landschaften und Menschen aus jenen weithin unbekannten Gegenden, sondern auch die selten gesehenen Handschriften und Archivmaterialien, die die Künstlerin dafür zusammengetragen hat. Neben Chamisso stammen sie von den ebenso weitgereisten Alexander von Humboldt und Reinhold Forster (bis 27. 2., 9–17 Uhr, Potsdamer Str. 33, 24.-26.+31. 12. geschlossen).

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