Alternativenergien auf dem Prüfstand

Wind- und Sonnenenergie werden über das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert. Das wird 2007 neu geregelt

„Windenergie wird in spätestens zehn Jahren die billigste Stromquelle sein“

BERLIN taz ■ Immer wenn es in Deutschland um Atomstrom geht, wird die Windenergie gleich mitverhandelt. Denn anders als Windstrom – „teuer“ – ist Atomstrom – „billig“ – jederzeit verfügbar. Und weil der billige Atomstrom zunehmend abgeschaltet werden soll, ist der deutsche Strompreis der höchste in Europa. So funktioniert die eine Argumentationskette. Fazit: „Eine sichere, zuverlässige, umweltschonende und preiswerte Stromversorgung ist ohne die Kernenergie auf absehbare Zeit nicht denkbar“, erklärt BDI-Energieexperte Carsten Kreklau. Die andere Lesart geht so: „Bei weiter steigenden Brennstoffpreisen wird die Windenergie in fünf, spätestens in zehn Jahren die billigste Stromquelle sein“, erklärt Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbands Windenergie. Mittlerweile haben die Windmüller den großen Stromkonzernen 5,5 Prozent Marktanteil abgejagt.

Die Preise für Windstrom regelt das so genannte Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG). Das wird 2007 neu verhandelt. Je Kilowattstunde Windstrom aus einer Neuanlage gibt es bisher 8,5 Cent für den Produzenten, Altanlagen werden mit 5,4 Cent je Kilowattstunde honoriert. An der Leipziger Strombörse kostete gestern der Grundlast-Strom 5,8 Cent je Kilowattstunde, in der Spitzenlast – also am Morgen und am Abend – sogar 6,8 Cent je Kilowatt. Bedeutet: Stellenweise ist Windstrom schon heute billiger als konventionell erzeugter Strom. „Der Gesetzgeber hat die Wind-Vergütung jährlich um real vier Prozent gesenkt“, so Ahmels. Dies schaffe einen Effizienz-Druck.

„Eine Ausdehnung der Laufzeiten ist energiepolitisch unsinnig“, urteilt Gerhard Timm, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz: „Eine Laufzeitverlängerung schwächt die Technologieführerschaft Deutschlands im Bereich erneuerbarer Energien.“

Führend ist Deutschland auch im Bereich des Solarstromes. Nach Recherchen des Magazins Photon wurden 2004 Sonnenkraftwerke mit 770 Megawatt Leistung installiert – ein Plus von 262 Prozent. Insgesamt speist die Sonne jetzt 1.364 Megawatt ins deutsche Netz – rechnerisch so viel wie das AKW Biblis B. Kleiner Schönheitsfehler: Solarstrom kostet 45 Cent je Kilowattstunde. NICK REIMER