Der Lobbyist der Woche
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Der Finanzier des Paten

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Bei der Bekämpfung einer kriminellen Organisation hilft es meist wenig, nur ihre führenden Köpfe zu verhaften. Wichtiger ist, ihr dauerhaft die Finanzquellen abzuschneiden. Wenn es der BILD-Zeitung also wirklich um eine nachhaltige Veränderung des Weltfußballverbands FIFA ginge, hätte sie ein wirkungsvolles Mittel in der Hand: Sie müsste ihre Leser zum Boykott von FIFA-Sponsoren wie Adidas, Coca-Cola und McDonald’s auffordern. Ein solcher Aufruf der immer noch auflagenstärksten Zeitung im Weltmeisterland dürfte nicht ohne Wirkung bleiben.

Stattdessen schlägt sie in dieser Woche ausgerechnet Adidas-Chef Herbert Hainer (Foto) als neuen FIFA-Präsidenten vor. An die Spitze müsse eine „integre Persönlichkeit, der der Fußball am Herzen liegt“. Das ist, vorsichtig gesagt, originell. Die Adidas-Familie ist von Horst Dassler bis zu Hainers Vorgänger Robert Louis-Dreyfus aufs engste mit den großen Fußballskandalen verbunden. Hainer selbst hielt sich mit Forderungen nach Aufklärung bei der FIFA merklich zurück. Noch im Oktober, als Coca-Cola und McDonald’s längst den Rücktritt von Sepp Blatter forderten, schwadronierte Adidas lieber unverbindlich von dem „eingeleiteten Reformprozess“, der „transparent und zügig fortgesetzt werden“ müsse. „Man kann uns nicht für die verbrecherischen Machenschaften der FIFA-Funktionäre verantwortlich machen“, sagte Hainer im Dezember. Doch, man kann: Adidas hat den FIFA-Funktionären das Spielgeld für ihre seit Langem bekannten kriminellen Aktivitäten zur Verfügung gestellt.

„Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert“, heißt es im italienischen Roman „Il Gattopardo“. Hainer wäre der ideale Kandidat, wenn die Fußballfamilie weitermachen will wie bisher. Martin Reeh