Senat: S-Bahn wird teurer und besser

ZUG Verkehrsverwaltung startet Kommunikations-offensive, um Vergabepraxis zu erklären

Nach der heftigen Kritik der Opposition am neuen S-Bahnvertrag startet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine Kommunikationsoffensive. „Die Einschätzung, dass durch einen intensiveren Wettbewerb mit mehr Bewerbern ein günstigeres Ergebnis zu erzielen gewesen wäre, ist nicht zutreffend“, sagte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung von Einzelheiten des Vertrags. Der Vertrag mit der S-Bahn-Berlin GmbH, die am Montag den Zuschlag für den Betrieb der Ringbahn ­erhalten hatte, soll zudem im ­Januar komplett ins Netz gestellt werden. „Das war Teil der ­Vertragsgespräche“, sagte Gaeb­ler.

Kurz nachdem Stadtentwicklungs- und Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) am 8. Dezember die Entscheidung zugunsten der Bahn-Tochter S-Bahn Berlin GmbH verkündet hatte, hatte die Opposition von einem Fiasko gesprochen. Mit der Bahn als Monopolist drohe unzuverlässiger Verkehr mit unpünktlichen oder ausgefallenen Zügen, kritisierte der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar. „Es bleibt der Eindruck, dass es sich um eine Scheinausschreibung gehandelt hat.“ Die S-Bahn könne jetzt ihre Bedingungen diktieren. Der Linken-Abgeordnete Harald Wolf kritisierte, dass die Landesregierung sich nicht mit einem kommunalen Unternehmen beworben hatte, um eine bessere Verhandlungsposition zu erzielen.

Tatsächlich wird der neue Vertrag, der ab 2021 bis 2035 gelten soll, den Senat weitaus teurer zu stehen kommen als der alte. Die Kosten pro Zugkilometer steigen von derzeit 10,67 Euro auf 15,66 Euro. Der große Unterschied komme durch die Anschaffung neuer Züge zustande, sagte Gaebler. Zudem müsse der Betreiber dann deutlich mehr leisten als bisher.

Einen Tag nachdem die Bahntochter den Zuschlag bekommen hatte, wurden bereits neue Wagen bestellt. Die Aufträge gingen am Dienstag beim Pankower Waggonbauer Stadler und seinem Partner Siemens ein. Abgeschlossen wurde ein Rahmenvertrag über die Lieferung von bis zu 1.380 Wagen, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitteilten. Das entspricht der gesamten Berliner S-Bahn-Flotte.

Die neuen Fahrzeuge sollen auf den Linien der Ringbahn sowie den südöstlichen Zubringern eingesetzt werden. Der Einsatz der ersten zehn Züge sei bereits ab 2020 geplant, anschließend sollen fortlaufend bis 2023 alle übrigen Fahrzeuge auf die Schiene gebracht werden.

Die S-Bahn Berlin habe im Bieterrennen als einziges Unternehmen ein verbindliches Angebot abgegeben, sagte Gaeb­ler am Dienstag an die Adresse der Opposition. Verhandlungen habe es zuvor mit etwa einer Handvoll Anbieter gegeben. Das Problem sei, dass S-Bahn-Züge aus Berlin auf keinem anderen Netz eingesetzt werden könnten. Dadurch relativiere sich die Erfahrung anderer Anbieter und das Risiko sei für sie recht hoch gewesen. Uwe Rada