Den Blick mal ändern

Bremen kann ganz fremd aussehen: Flohmarkt von oben – das Foto zeigt Stände mit Plunder, dazwischen Haarschöpfe. Daneben hängt ein Bild, das mehr nach Arizona als nach Bremen aussieht: ödes Brachland zwischen verfallenen Industriebauten. Quer gegenüber ein Foto, auf dem eine überflutete Sitzbank am Osterdeich abgelichtet ist. Und daneben Bremer Straßenkreuzungen – gesehen von den Dächern der benachbarten Häuser aus.

Die Ausstellung „Architektur der Stadt und öffentlicher Raum in Bremen von 1950 bis heute“ im Focke-Museum zeigt Arbeiten von Architektur-StudentInnen der Hochschule in Kooperation mit Fotografie-StudentInnen der Hochschule für Künste (HfK). Ein Semester lang haben sich die künftigen Architekten mit den Künstlern ausgetauscht, haben sie gemeinsam öffentlichen Raum gesucht, untersucht, auf Bild gebannt. Die Künstler lernten Baugeschichte, die Architekten Fotografie. Herausgekommen ist der dritte Teil einer Ausstellungsreihe zur jüngeren Bremer Baugeschichte. Die Ausstellung zeigt Fotos von Gebäuden, die typisch für die vier baugeschichtlichen Phasen der jüngeren Vergangenheit sind: Vom Wiederaufbau in den 50er Jahren, durch die brutalistische Betonisierung der sechziger und siebziger über die postmoderne Stadtbau-Phase in den achtzigern bis zur Gegenwart. Da zeigt ein Foto das typische 50er Jahre Schwimmbad, den Waschsalon aus den 70ern und die Fußballfeier im Jahr 2005 an der Sielwall-Ecke. Aus manchen Bildern spricht der funktionale Blick der Architektur-StudentInnen, die erstmals zur Kamera griffen, aus anderen die kreative Bildsprache der KünstlerInnen.

Die Ausstellung wird nicht die letzte Zusammenarbeit der Studiengänge gewesen sein. „Diese Ausstellung ist nur ein Zwischenergebnis“, verspricht Professor Eberhard Syring von der Hochschule. „Wir arbeiten an einem Monumental-Werk, in dem wir Bremens Architektur-Geschichte zusammenfassen.“

tg / Foto: Johanna Ahlert

Die Ausstellung ist vom 30.10. bis zum 4.12. zu sehen.