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taz.adventskalender (6) Wir wünschen uns ... endlich Aufklärung

Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.

Mein Wunsch ist der eines Radfahrers. Er ist so bescheiden wie realisierbar. Ich wünsche mir eine Aufklärungskampagne.

Seit Jahren klebt die Verkehrsverwaltung Plakate, von denen Verkehrsteilnehmer dem Betrachter einen Energy­drink namens „Rücksicht“ entgegenstrecken. Das ist gut gemeint und komplett zwecklos. Was Berlin braucht, sind Fakten, hart wie ein gut aufgepumpter Reifen.

Die Kampagne, die ich mir wünsche, hat ein simples Ziel: Sie erklärt Autofahrern die Rechte von Radfahrern. Ach was: Ein Recht reicht schon, nämlich das, auf der Straße zu fahren. Viele Autofahrer wissen das nicht.

Und so nehmen sie sich heraus, Radler, die statt verkommener Nebenpisten die Fahrbahn nehmen, mit der Hupe zu erschrecken, im Zentimeterabstand vorbeizuschrammen oder die Scheibe runterzukurbeln und „Da issen Radwech!” zu blöken.

Ja, da ist tatsächlich ein Radweg. Aber im Normalfall herrscht für den keine Benutzungspflicht. Das hat sich unter den Motorisierten nie herumgesprochen. Ein unerträglicher Zustand.

„Liebe Autofahrer. Lassen Sie die Radler auf der Straße fahren. Die dürfen das“

Auf meinen Wunschplakaten, die ein paar Monate überall hängen müssen, steht eigentlich nur dies: „Liebe Autofahrer. Lassen Sie die Radler auf der Straße fahren. Die dürfen das. Ihr Berliner Senat”. Zu simpel? Nein, so was brennt sich ein – ins kollektive Bewusstsein.

Und nächstes Jahr wünsche ich mir eine Erziehungskampagne für unbeleuchtete, rasende Arschlochradler. Aber immer schön der Reihe nach. Claudius Prößer

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