Der Lobbyist der Woche
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Kanzlerinnenkontakt für RWE

Foto: bdew

Exstaatsministerin Hildegard Müller (Foto) ist eine begnadete Strippenzieherin. Jetzt soll die 48-Jährige in den Vorstand des angeschlagenen Energiekonzerns RWE – damit der in der Bundesregierung noch mehr Gehör findet. Müller gilt als enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel. Sie war Bundesvorsitzende der Jungen Union als Merkel Generalsekretärin wurde, rückte ins CDU-Präsidium auf als Merkel 2000 Bundesvorsitzende wurde.

In Turbulenzen geriet Müller, als herauskam, dass ihr früherer Arbeitgeber, die Dresdner Bank, ihren politischen Aufstieg großzügig förderte. Dem ehemaligen CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer kostete eine ähnliche Affäre – ausgerechnet im Zusammenhang mit RWE – die politische Karriere.

Müller wurde von Merkel 2005 zur Staatsministerin im Bundeskanzleramt berufen. 2008 wechselte sie die Seiten und wurde Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft. In dieser Funktion soll sie mit einem Anruf im Kanzleramt 2010 die Einführung einer Kohlesteuer verhindert haben. Viele Forderungen des Verbands fanden Eingang in den Koalitionsvertrag von Union und SPD, etwa die verpflichtende Direktvermarktung von grünem Strom. „Der Austausch zwischen Politik und Wirtschaft muss absolut transparent sein. Darauf achte ich, auch wenn man sich von früher gut kennt“, sagte sie artig 2013 im taz-Interview.

RWE sitzt auf immer unrentabler werdenden Kohlekraftwerken, außer­dem wird der Atomausstieg durch die Entsorgung der Altlasten finanziell extrem belastend – wenn der Staat nicht helfend einspringt. Genau das wollen die Atomkonzerne. Das hinzubekommen, ist auch für eine Bilderbuchlobbyistin wie Müller eine echte Herausforderung. Anja Krüger