THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Was über ein Haus zu erfahren ist, setzt sich zusammen aus der Geschichte des Landes, Ortes, Stadtteils und den Lebensgeschichten der Menschen, die seine zeitweiligen Bewohner sind.“ So beginnt das Buch „Berliner Mietshaus“ von Irina Liebmann, das 1982 in Halle erschien, in einem anderen Land, in einem anderen Jahrhundert. Die Schriftstellerin Irina Liebmann erzählt in dieser feingesponnenen Sammlung von Porträts der Bewohner eines Gründerzeithauses in Prenzlauer Berg, wie Menschen zu denjenigen wurden, die sie damals gewesen sind. Wie sehr ihre Leben auch von der Geschichte und den sozialen Verhältnissen mitbestimmt und -geschrieben worden sind. Wie flüchtig ihre Existenzen sich immer nur in die Geschichte (nicht nur dieses Hauses) einzuschreiben in der Lage sind. Aus heutiger Sicht ist dieses Buch auch eine sehr präzise beobachtete Innenansicht des Alltags in der DDR. Jetzt, über dreißig Jahre später, ist der Stadtteil Prenzlauer Berg ein ganz anderer. Ebenso wie seine Bewohner längst ganz andere sind. Im Auftrag des Deutschen Theaters hat sich die Autorin Anne Jelena Schulte auf die Spuren Irina Liebmanns und ihres Buchs begeben. Wie Liebmann hat auch Schulte an Haustüren geklingelt und Leute gefragt, ob sie ihr ihre Geschichten erzählen wollen. Heraus kam das Stück „Wodka Käfer“, das Brit Bartkowiak in der Box des Deutschen Theater inszeniert (Deutsches Theater: „Wodka Käfer“, Premiere 13. 12., 20 Uhr).

Deutsche Geschichte verhandelt auch der Roman „Die Magermilchbande“ von Frank Baer. Das Buch erzählt die Geschichte von fünf Kindern im Zweiten Weltkrieg, die aus Berlin vor den Bombenangriffen aufs Land ins damals deutsch besetzte Böhmen evakuiert wurden und sich im Frühjahr 1945 quer durch Europa allein auf dem Weg zurück nach Hause machen. Kinder im Chaos des Kriegsendes auf der Flucht: zwischen Angst, Abenteuer, Hunger Tod und Hoffnung. Die Puppenspieler „Das Helmi“ haben den Stoff jetzt für ihre ganz eigene Ästhetik und für unsere Zeit adaptiert. Premiere ist am 16. Dezember im Ballhaus Ost (Ballhaus Ost: „Die Magermilchbande“, 16., 17. 12., jew. 20 Uhr, 19. & 20. 12., jew. 16 Uhr & 20 Uhr).

Und dann gibt es im HAU noch ein neues Stück der Diskurstheatercombo andcompany&Co mit dem standesgemäß komplizierten Titel „WARPOP MIXTAKE FACEBOOK VOLKXFUCK PEACE OFF! Schland of Confusion“, der (so zumindest legt es der Ankündigungstext des Theaters nah) etwas Ordnung in unsere wirren Zeiten zwischen Putin, Party und Pegida zu bringen versucht (HAU: Warpop Mixtape ...“, 11.,.12. & 14. 12., jeweils 20 Uhr, 13. 12., 17 Uhr).