Berlinmusik

Das schöne Leben

Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Nirgendwo gilt das so sehr wie in der Popmusik, wo die edle Absicht oft dem künstlerischen Effekt zuwiderläuft. Ein Problem, mit dem auch Axl Makana und Mono & Nikitaman zu kämpfen haben.

Makana war seit 1991 Frontmann der nun auf Eis liegenden Mutabor. In deren verwegenen Stilmischmasch zwischen Folk und Punk gingen seine Texte allerdings allzu oft unter. Diese Gnade wird Axel Steinhagen aka Makana auf seinem zweiten Soloalbum nicht zuteil. Die Songs auf „Mein Optimistick“ sind eher zurückhaltend instrumentiert, hingetupfter Folkpop wechselt sich mit Polka oder lateinamerikanischen Rhythmen ab. Gern akustisch und durchaus versiert gespielt, während er textlich ein noch weiteres Spektrum abdeckt.

Mal agitiert er gegen kapitalistischen Konsum („Fehler im System“), dann singt er ein „Guacamole“-Rezept und schmiert sich die Pampe auf „Vollkornbrot mit Biobutter“. Er singt gegen Hedonismus und Onlinekultur, Facebook ist ihm „fakebook“. Die Intention ist ehrenwert, die Verse sind kompetent, aber irgendetwas läuft nicht rund. Zu viele Reime staksen steif daher, die meisten Witze verpuffen leider pointenlos.

Das Problem haben Mono & Nikitaman nicht, denn witzig wollen die beiden eh nicht sein. Das Duo besingt auf seinem sechsten Album „Im Rauch der Bengalen“ über Dancehall-, Ska- und Reggaerhythmen das schöne Leben und die Liebe zwischen Mann und Frau, diskutiert aber auch die Frage, ob das Zuhause von nationalen Grenzen und Zäunen definiert wird. Rappend schlüpft man in die Rolle eines Flüchtlings oder träumt von der guten alten Revolution. Solche Texte loten zwar eher unbeabsichtigt das Spannungsfeld zwischen Politischem und Privatem aus, aber immerhin ist ihnen ihre linksalternative Prägung noch deutlich anzuhören. Musikalisch aber hat diese kaum Spuren hinterlassen: So ruppig und kantig die beiden früher klangen, nun schunkelt der Offbeat gemütlich, die Bläser jubilieren, die Stimmung ist sonnig und mancher Refrain so schlagerhaft, als wollten Mono und Nikitaman einem Andreas Bourani Konkurrenz machen.

Kurz: Die Party kann beginnen. Ob das den alten Fans gefallen wird, denen gut gemeint bisweilen wichtiger ist als gut gemacht?Thomas Winkler

Mono & Nikitaman: „Im Rauch der Bengalen“ (M & N Records) 16. 12., SO 36

Axl Makana: „Mein Optimistick“ (Motor Music/H’art) 11. 12., Cassiopeia