: "Bio-Fläche vermehren"
Nachhaltigkeit Die Regionalwert Hamburg AG wirbt um Aktionäre für Bio-Bauernhöfe
44, Werbekaufmann und Soziologe, ist seit Juli vorigen Jahres im Vorstand der Regionalwert AG Hamburg.
taz: Herr Schönheim, wie funktioniert die Regionalwert AG?
Ulf Schönheim: Wir sind eine 2014 gegründete Aktiengesellschaft nach Freiburger Vorbild und geben regelmäßig Aktien an Bürger der Region aus. Das Geld investieren wir in Bio-Bauernhöfe, die zum Beispiel Mittel brauchen, um Land zu kaufen, oder die keinen Hofnachfolger haben. Wir investieren außerdem in Lebensmittel-Verarbeiter wie Bäckereien, Molkereien oder Brauereien, aber auch in Händler und Gastronomie-Betriebe.
Was müssen die geförderten Betriebe dafür bieten?
Mit der Investition verpflichten wir sie nicht nur auf soziale und ökologische Kriterien, sondern auch darauf einander möglichst viel abzunehmen. Denn das Geld, die guten Produkte, Ausbildungs- und Arbeitsplätze sollen ja in der Region bleiben – in unserem Fall der Metropolregion Hamburg.
Wie viele Betriebe fördern Sie?
Derzeit prüfen wir die Anträge zweier Betriebe, die natürlich Bio-Standard haben müssen. Wir erwarten mindestens EU-Standard; wünschenswert ist die Mitgliedschaft in einem Verband wie Demeter oder Naturland. Der Bio-Standard ist uns wichtig, weil wir mehr Bio in die Fläche bekommen wollen. Denn die Fläche ist jahrelang stagniert, während gleichzeitig die Nachfrage boomt.
Und wer sind die Aktionäre?
Landwirte, aber auch verarbeitende Betriebe und vor allem normale Verbraucher. Jeden von ihnen gehört ja durch die Aktie ein kleines Stück dieses Betriebs vor seiner Haustür, bei dem er kauft und weiß, dass er ökologisch und nachhaltig arbeitet und ebensolche Produkte anbietet. Zudem bleibt dem Aktionär eventuell eine kleine finanzielle Rendite.
Wie viele Aktionäre haben Sie zurzeit – und wie viele Betriebe?
Die Ausgabe der ersten Aktientranche an 200 Aktionäre hat 650.000 Euro erbracht. Bis 31. Dezember läuft die zweite Tranche.
Für die Sie heute Abend werben.
Wir stellen heute Abend unser Regionalwert-Modell vor und haben Landwirte aus der Gründerschaft eingeladen. Sie sollen über Produkte sprechen, damit man zum Beispiel versteht: Wenn ich die teurere Milch für 1,70 kaufe, kann ich sicher sein, dass sie aus muttergebundener Kälberaufzucht stammt.
Interview: PS
„Eine andere Landwirtschaft ist möglich. Die Regionalwert AG stellt sich vor“: 19 Uhr, GLS Bank, Düsternstraße 10
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