Neue
Führung

Italien "La Repubblica" wird 40 und wechselt den Chefredakteur

Im nächsten Januar wird La Repubblica – neben dem Corriere della Sera Italiens wichtigste Tageszeitung – 40 Jahre alt, und das römische Blatt feiert das Jubiläum auf besondere Art. Es wechselt akkurat zum Festtag den Chefredakteur. Ein seltenes Ereignis: Mit dem Gründer Eugenio Scalfari und dann seit 1996 mit Ezio Mauro hatte La Repubblica bisher überhaupt nur zwei Chefs.

Zwei Chefs, die nicht bloß Zeitung, sondern mit der Zeitung auch Politik machen wollten: Scalfari in der „Ersten Republik“, in der er dazu beizutragen suchte, den „Historischen Kompromiss“ zwischen den Christdemokraten und den Kommunisten zu schmieden. Dann Mauro, der seit 1996 die Zeitung zum Zentralorgan des Anti-Berlusconi-Lagers machte, ganz im Sinne des Eigners: des Finanzinvestors Carlo De Benedetti. Auf über 600.000 Exemplare täglich verkaufte Auflage stieg die römische Zeitung darüber auf, fast Kopf an Kopf mit dem konservativeren Corriere della Sera. Doch dann gerieten beide in den Sog der Zeitungskrise, halbierten ihre Auflagen.

Ob der Neue, Mario Calabresi, daran viel ändern kann, ist fraglich: Als Chef der Turiner La Stampa jedenfalls hat er seinerseits keine Wende geschafft. Wenden könnte sich dagegen die politische Ausrichtung, wenn auch nur um Nuancen. Mauro begleitete den gegenwärtigen Premier Matteo Renzi mit offener Sympathie, leistete sich jedoch immer wieder auch kritische Einwürfe. Calabresi dagegen hat Mühe, seine Renzi-Begeisterung zu verbergen.

Einen großen Bruch wird es dennoch geben: Denn die Zeiten, in denen Adriano Sofri für La Repubblica schrieb, sind mit Calabresis Antritt vorbei. Sofri, der Linksintellektuelle und Gründer von Italiens APO, der Lotta Continua, gilt Italiens Gerichten als Anstifter des Mordes an dem 1972 erschossenen Kommissar Luigi Calabresi, dem Vater des neuen Chefredakteurs.

Michael Braun, Rom