taz-Videoserie „Zuflucht Berlin“ (Teil 3)
: „Ein weit entfernter Traum“

Foto: Hayyan Alyousouf

In unserer taz-Videoserie „Zuflucht Berlin“ erzählt jeden Dienstag ein Flüchtling von seiner Ankunft, seinen Erfahrungen, Erwartungen und Träumen in Berlin.

Wenn Obaid Alyousouf (Foto) von seiner Musik erzählt, wird sein Blick weit und das Zimmer im Wedding sehr klein. Bis zu acht Stunden hat der 28-Jährige täglich auf seiner Oud geübt, einer arabischen Kurzhalslaute. Ein besonderes Instrument, das Obaid in Syrien zurücklassen musste. „Es ist unmöglich, es auf der Flucht mitzunehmen.“ Statt Musik zu machen, wartet ­Obaid nun. Darauf, registriert zu werden.

Seit drei Wochen ist er in der Stadt, jeden Tag steht er am Lageso und schaut, ob sein Name auf einem Zettel steht. Fragt Obaid vor Ort, wie lange er warten muss, zucken die Verantwortlichen mit den Schultern. Keiner weiß es. Also wartet Obaid mit den vielen anderen Geflüchteten.

Obaid würde gern in Berlin bleiben, dort lebt sein Bruder, und die Stadt, sie ist auch Musik für ihn, in der U-Bahn, auf der Straße. Obaid hofft, in Deutschland in einem Orchester zu spielen, zu promovieren und irgendwann wieder auf seinem eigenen Instrument Musik zu machen. Aber das, sagt er, „ist ein weit entfernter Traum“.

Das Video mit Obaid Alyou­soufs Geschichte auf www.taz.de/zuflucht