MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Prominenz ist auch nicht alles. Man kann seine Arbeit genauso gut im Hintergrund verrichten, und so ein Ehret-das-Handwerk-Musiker ist Chris Spedding, der als idealer Sideman immer so dienstfertig am Rand oder im Schummerlicht der Studios stand, dass er nie wirklich aufgefallen ist. Dabei ist der Gitarrist natürlich einer der Besten, seinen Namen darf man ruhig als Synonym für Rock ’n’ Roll lesen (und den ganzen Rest an Musik holt er genauso locker aus dem Handgelenk). Mitte der Siebziger soll Spedding sogar mal im Gespräch für einen Job bei den Rolling Stones gewesen sein. Was – ob nun wahr oder nicht – nur noch einmal dick unterstreicht, was für ein ausgewiesener Fachmann da am Freitag ins Wild at Heart kommt, um dort einfach einen unaufgeregten Rock ’n’ Roll zu spielen (Wiener Str. 20, 22 Uhr, 13 €).

Noch mehr Unterhaltungsmusik, ein wenig aufgeregter. Wobei man sich in Sachen Freddy Fischer und seiner Cosmic Rocktime Band durchaus eine vergnügliche Seminarstunde lang darüber unterhalten könnte, wie luzide bei dem Berliner Trio der Rock mit dem Glitzerversprechen von Disco ausgesöhnt wird und wie geschickt es an den eleganten Swing von einem Manne Krug zu DDR-Zeiten erinnert und dabei in einem Nebensatz selbst noch dem Jazzrock ein kleines Plätzchen einzuräumen weiß, weil der Freddy Fischer halt schon bei einem Wettorgeln mit Keith Emerson oder Brian Auger mithalten könnte. Selbst die Befindlichkeiten des Schlagers darf man mit den Liedern dieser Band neu diskutieren. Das alles könnte man mit einigem Gewinn machen. Oder man tanzt einfach gleich zu dieser eminent schmissigen Musik. Dabei mag man sogar grundsätzliche Veränderungen bei sich feststellen, weil wirklich gilt, was Kollege Thomas ­Winkler mal für diese prima Unterhaltungsmusik festgestellt hat: „Tatsächlich sind Freddy Fischer and his Cosmic Rocktime Band in der Lage, noch im miesesten Kellerloch ein Lächeln ins Gesicht verbitterter Zuhörer zu zaubern.“ Das aber ist nun eine große Kunst. Ihr stellen kann man sich mit ­Fischer am Samstag im Privatclub (Skalitzer Str. 85–86, 20 Uhr, VVK: 12 €).

Anders intensiv, ebenso mitreißend: die mediterran gestimmte Trancemusik von Xylouris White am Dienstag im Bassy. Ein Kreta-Australien-Joint-Venture, mit dem Lautenspieler Giorgos Xylouris und dem Dirty-Three-Schlagzeuger Jim White (Schönhauser Allee 176a, 21 Uhr, 12 €). Und am Mittwoch tut man auch nichts Falsches, wenn man statt „das war vor Jahren“ mal „es geht voran“ sagt und bei den Fehlfarben vorbeischaut, die im Lido ihr aktuelles Album „Über … Menschen“ vorstellen (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, VVK: 21 €).