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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Spiegel sind das Lieblingsmaterial von Alex Lebus. Im Eigen & Art Lab hat die Künstlerin damit deckenhoch den Ausstellungsraum halbiert und an der Rückseite das Wort „Linie“ herausgekratzt. So kann man durch die Spiegelwand hindurchsehen, sich gleichzeitig selbst betrachten, die Trennlinie jedoch nicht überschreiten. Vorn und hinten, innen und außen kehren sich um. Selbstbespiegelung und Voyeurismus werden eins und die Arbeit gleichsam zum Selbstläufer: Sie scheint die Besucher_innen geradezu herauszufordern, sich in ihr zu fotografieren (bis 3. 2., Di.–Fr. 14–18 Uhr, Sa. 11–18 Uhr, Torstr. 220).

Auch Lucy McKenzie spielt mit Sein und Schein. Dass sich die schottische Künstlerin, nachdem sie sich als Malerin eigentlich längst einen Namen gemacht hatte, noch einmal dekorative Malerei des 19. Jahrhunderts studierte, sieht man ihren Arbeiten an. Detailgetreu und stets schön anzusehen sind ihre Trompe-l’œils – etwa von herrschaftlichen Marmoroberflächen – und Quodlibets von Magazinhaufen und Pinnwänden. Die schottische Künstlerin, die sich um die Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerklichem noch nie geschert hat, hat in ihrer vierten Einzelausstellung bei Buchholz die Räume in eine imaginäre Lebenswelt zum Wohnen und Arbeiten verwandelt. Voll symbolträchtiger Andeutungen und Überspitzungen. Wie Sherlock ­Holmes schleicht man durch die Räume, lugt hinter Schranktüren und begutachtet Dokumente, doch wer hier wohnt und am Marmorschreibtisch arbeitet, wer im kupfernen Art-déco-Bett und wer im spartanischen Dienstbotenzimmer schläft, bleibt rätselhaft (bis 23. 1., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Fasanenstr. 30).

Im Sommer 2013 färbte Sam Pulitzer die Wände der Galerie von Lars Friedrich – damals noch in der Rosa-Luxemburg-Straße gelegen – scharlachrot ein. Bei seiner aktuellen Einzelausstellung in der Galerie gibt es wieder kräftiges Rot zu sehen, dieses Mal kombiniert mit Weiß und in Form von Papierarbeiten. Zwei Farben, drei schlichte Techniken. Sam Pulitzer, den manche wegen seiner kunstweltkritischen Haltung als einen der kontroversesten New Yorker Künstler bezeichnen, hat mit rotem Buntstift auf weißes Papier gezeichnet, dieses mit roter Tinte und weißer Korrekturflüssigkeit bemalt oder von einem Xerox-Gerät bedrucken lassen. Die bichromatischen, betont einfach gehaltenen Motive werfen Schlaglichter auf den ewig gleichen Zyklus des Lebens: Kinderspiele, Schule, Eigenheim, Hausarbeit, Freizeitvergnügen. Nur ein Fingerabdruck – oder sind es Jahresringe? – zeigt vermeintlich Individualität (bis 16. 1., Do.–Sa. 13–18 Uhr, Kantstr. 154a).

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