piwik no script img

Die drei Fragezeichen„Ans Angeln denkt keiner"

Foto: privat

BITTE WAS? Immer mehr Geflüchtete entdecken ihre Leidenschaft fürs Angeln. Doch der Brandenburgische Landesanglerverband stört sich an der Fischwilderei und will „angelbereite Asylsuchende“ integrieren

taz: Herr Koppetzki, was stört Sie an angelnden Flüchtlingen?

Andreas Koppetzki: In letzter Zeit haben uns einige Vereinsvorsitzende hingewiesen, dass immer öfter Asylsuchende angetroffen werden, die ohne die nötigen Kenntnisse oder Formulare angeln. Das geht natürlich nicht. Wer die Fischereiabgabe nicht bezahlt und keinen Gewässerschein hat, macht sich strafbar. Das wollen wir verhindern, indem wir den Behörden unter die Arme greifen, die sowieso gerade mit anderen Dingen beschäftigt sind. Ans Angeln hat da keiner gedacht. Und wir als Verband haben die nötigen Strukturen, um angelbereite Asylsuchende schnell und unbürokratisch aufzunehmen.

Welche Kenntnisse fehlen den Flüchtlingen denn?

Es gibt Schonzeiten für bestimmte Fischarten, die müssen beachtet werden. Außerdem sollten nur Friedfische (Anm. d. Red.: sich vegetarisch ernährende Fische) geangelt werden. Und auch hier muss auf die Größe der gefangenen Exemplare geachtet werden. Tierquälerei, zum Beispiel durch falsche Hälterei (Anm. d. Red.: Aufbewahrung lebender Fische bis zur Schlachtung), muss vermieden werden. All das müssen wir den Asylsuchenden beibringen. Und das ist doch eine prima Möglichkeit, Ängste und Vorurteile abzubauen und den fremden Menschen durch das Vereinsleben einen Teil unserer Kultur näherzubringen.

Wie verständigen Sie sich mit den Neu-Anglern, die ja meist noch nicht so gut Deutsch sprechen?

Wir haben zwar eine sehr überschaubare Anzahl arabischsprechender Mitglieder, aber Angeln lernt man, in dem man’s macht! Alles was man beachten muss, kann man mit Händen und Füßen erklären.

Interview: Florian Brand

Andreas Koppetzkiist Hauptgeschäftsführer des Landesanglerverbandes Brandenburg, der rund 80.000 Mitglieder und 16.000 Hektar gepachtete Wasserfläche hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen