Von Feuerpferden, elektrischen Wolken und Oz

REIHE Das „Deutsch-Russische Kinoforum“ bringt 17 teils aktuelle, teils ältere Filme auf die Leinwand des Hamburger Metropolis

Im Programm finden sich fünf sowjetische Klassiker, die international nur selten gezeigt werden

Dass sich – zumindest – das anspruchsvolle Kino in Russland noch sehr vom europäischen oder gar amerikanischen unterscheidet, legen schon die Titel nahe: „Pionier Helden“, „Unter elektrischen Wolken“ oder „Engel der Revolution“, so nennen russische Regisseure heutzutage ihre Filme. Dabei handelt es sich natürlich nicht um Propagandafilme, und das Pathos ist ein ironisiertes. Ein anderer Film im Programm des Deutsch-Russischen Kinoforums, das ab Freitag im Hamburger Metropolis-Kino gastiert, heißt zwar „Die Welt von Oz“. Aber die Zauberwelt von Regisseur Vasily Sigarev liegt nicht in den Wolken und wird auch nicht von Hexen und Munchkins bevölkert: Seine Dorothy heißt Lenka und erlebt ihre märchenhaften Abenteuer an einem Silvesterabend in Jekaterinburg.

Wie die meisten der aktuellen Filme im nun gezeigten Programm hat auch er mindestens auf einem Festival eine Auszeichnung bekommen. Zu sehen sind da also nicht unbedingt die populärsten, aber die künstlerisch gelungenen russischen Filme aus diesem und dem vergangenen Jahr. Darunter ist mit „14+“ von Andej Zajtsev auch eine Romeo-und-Julia-Variante aus den Zeiten der sozialen Netzwerke. Und in „Über die Liebe“ erzählt Anna Melikjan kleine Geschichten davon, wie ein junges Paar in einer Welt der Anime-Figuren lebt. Ausgerechnet „Vaterland“ ist ein Spielfilm über Russen betitelt, die sich im indischen Goa Rausch und Rave hingeben – oder nach der Erleuchtung suchen, je nachdem.

„Mädchen im Eis“ ist ein Roadmovie über eine Deutsche, gespielt von Lucie Heinze, die ihrem russischen Geliebten bis an den Polarkreis nachreist. Auch in „Vor dem Krieg!“ von Alexander Mindadze spielen neben Jakob Diehl und Birgit Minichmayr noch weitere deutschsprachige Darsteller eine Delegation von Ingenieuren, die 1941, kurz vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, dort eine Glasfabrik besuchen – und der Sabotage bezichtigt werden.

Ebenfalls im Programm finden sich fünf Klassiker des sowjetischen Kinos aus den Jahren 1958 bis 1984, die international nur selten gezeigt werden. Darunter ist mit „Feuerpferde“ (1964) noch eine Romeo-und-Julia- Geschichte, diesmal allerdings vermischt mit einer alten Legende aus den Karpaten.

Eine seltsame Heldengeschichte wiederum bildet den Kern von „Die Legende der Suram-Festung“ –ebenfalls von Sergej Paradschanow –aus dem Jahr 1984. Genau genommen rühmt der Film ein Menschenopfer: Nach den Worten einer Wahrsagerin macht es eine Festung, die Georgien vor Eindringlingen schützen soll, unüberwindlich, wird dort ein junger Mann eingemauert. Der zu Tode Kommende ist kein Opfer, er ist ein Held – auch das würde in Hollywood wohl nie so erzählt werden. HIP

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