OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Was ist eigentlich eine Screwball Comedy? In der Regel verbindet man mit dem Begriff amerikanische Komödien der 1930er Jahre um einen mit schnellen und witzigen Dialogen geführten Krieg der Geschlechter. Schaut man genauer hin, muss das jedoch nicht unbedingt in allen Teilen zutreffen: Leo McCareys Klassiker „The Awful Truth“ (1937), mit dem das Arsenal eine Screwball-Comedy-Reihe eröffnet, bietet als Beispiel einer „comedy of remarriage“, in der sich ein geschiedenes Ehepaar gegenseitig die neuen Partner vergrault, zweifellos eine Menge Geschlechterkrieg. Doch der Humor des Films liegt nicht in den Dialogen begründet, sondern in Slapstickeinlagen, peinlichen Situationen und den sich lawinenartig ausbreitenden Missverständnissen. Damit steht der Film vor allem in der Tradition jener mit viel Improvisation entstandenen Stummfilm­komödien, die McCarey in den 1920er Jahren mit dem Komiker Charley Chase gedreht hatte. Da wurde dann später gern auch einmal recycelt: Den brillanten Gag mit dem Hund, der stets die falschen Sachen zum falschen Zeitpunkt apportiert, hatte der Hollywood-Routinier beispielsweise in gleicher Manier bereits in der Chase-Komödie „What Price Goofy?“ verwendet. (OmU, 2. 12., 20 Uhr, Arsenal 1).

Als Disneys „Die Eiskönigin“ (2013) in unseren Kinos anlief, erschien mir die Animationsproduktion in ihrer Mischung aus Familienmelodram, Musical und Slapstickkomödie viel zu uneinheitlich. Doch die Kinder wussten es besser und machten den Film zu einem Dauerbrenner. Und dank einer 5-jährigen Nichte bin ich seitdem in einen mehrfachen Wiederholungsgenuss gekommen und habe mich eines Besseren belehren lassen: Die sehr vage von einem Andersen-Märchen inspirierte Geschichte um den Konflikt der ungleichen Prinzessinnen Elsa und Anna besitzt ein großes dramatisches Potenzial, die Gags um den stoischen Kristoff und sein Rentier Sven sind wirklich lustig – und die Eiswelten wirken äußerst attraktiv. (1. 12.–2. 12., 10.15 Uhr, Moviemento 3; 1. 12.–2. 12., 16.15 Uhr, Moviemento 2; 2. 12., 10.30 Uhr, Central 1).

Einer brillanter Film Noir: In Jacques Tourneurs „Out of the Past“ (1947) bewegt sich Robert Mitchum als zynischer Privatdetektiv in verschachtelten Rückblenden bedächtig durch ein Netz von Intrigen, das von eiskalten Geschäftsleuten, sanften Killern und einer ausschließlich auf ihren Vorteil bedachten schwarzen Witwe gewoben wird. Am Ende wird es für alle beteiligten tödlich ausgehen, aber das scheint in diesem Meisterstück des Fatalismus egal. (OF, 2. 12., 19.30 Uhr, Arsenal 2)