nicht verpassen!
: Welfenfans in Not

„Ernst August lässt bieten – Auktion im Königshaus“, So., 14.30 Uhr, ARD

Diese rot geäderte Gesichtshaut, dieses Augen-Aufreißen, dieser vorsichtig empörte Unterton. Schön ist das nicht. Diese Kratzfüßigkeit, gepaart mit Aufbegehren. Diese verschmähte Liebe.

Aber eigentlich sind die alten Herren vom Welfenbund richtig süß. Da haben sie sich bei ihren offenbar nicht eben gut besuchten Klubtreffen in eine tiefe Loyalität zum ehemaligen Königshaus Hannover hineingesteigert, und nun müssen sie plötzlich mit dem schwelenden Verdacht leben, dass direkt vor ihrer Nase Werte von gesamtniedersächsischer Bedeutung an törichte, aber solvente Schafzüchter aus Australien verschachert werden. Außer Landes gebracht von ihm, dessen Namen sie doch ehrfürchtig zu vermeiden suchen. Als würde gleich sein strafender Bettel auf sie niederfahren.

Die betagten Welfenfans sind die heimlichen Hauptfiguren in Jean Boués halbstündiger Reportage über die vor zwei Wochen beendete Mammutauktion auf dem Welfenschloss Marienburg, bei der Kunst und Krempel für mehr als 40 Millionen Euro verkauft wurde. Leider interessiert sich der vom SWR produzierte Film (war das Thema zu heiß für den NDR?) nicht wirklich für die Dinge, die seinen Protagonisten so tief ans Herz greifen.

Der Zuschauer wird Zeuge, wie die Rentner vom Welfenbund die Reste einer zerborstenen Kanonenkugel inspizieren und zu dem Schluss kommen, hier handele es sich um ein Relikt aus der Schlacht bei Langensalza: „Das ist das Stück, das Hannover den Todesstoß versetzt hat.“ Doch ob die obskuren Memorabilien am Ende in der Region bleiben – hier erfahren wir es nicht. REINHARD KRAUSE