Keine Freunde

Der Abschuss eines russischen Jets durch die türkische Luftwaffe gefährdet die geplante Kooperation von Ost und West gegen den IS in Syrien

„Ein Stoß in den Rücken“

Russland Präsident Putin kündigt harte Konsequenzen des Abschusses an

„Wir werden solche Verbrechen niemals dulden“

Präsident Wladimir Putin

MOSKAU taz | Mit harschen Worten und düster drohender Miene hat der russische Präsident Wladimir Putin den Abschuss des russischen Kampfjets durch die Türkei verurteilt. Im Kampf gegen den Terror würden sich die russischen Piloten nicht schonen. „Doch der heutige Verlust ist ein Stoß in den Rücken, begangen von Helfershelfern von Terroristen“, sagte Putin in seiner Sommerresidenz in Sotschi. Weder die russischen Piloten noch der Kampfjet hätten eine Bedrohung für die Türkei dargestellt. „Das ist eine klare Sache. Sie haben eine Operation im Kampf mit dem IS durchgeführt.“ In der syrischen Bergregion seien aus Russland stammende Freischärler unterwegs. Der Einsatz sei eine Präventivmaßnahme gewesen, um die Rückkehr dieser Terroristen nach Russland zu verhindern.

„Das tragische Ereignis wird ernsthafte Auswirkungen auf die russisch-türkischen Beziehungen haben“, drohte der Kremlchef. Russland werde nicht dulden, dass sich solche „Verbrechen“ wiederholten.

Putin schien besonders aufgebracht, dass sich das Nato-Mitglied Türkei nach dem Vorfall direkt an das Transatlantische Bündnis gewandt hatte. „Als ob wir das türkische Flugzeug abgeschossen hätten und nicht sie unseres.“ Er fügte hinzu: „Was wollen sie eigentlich? Die Nato in den Dienst des ‚Islamischen Staates‘ stellen?“

Als Absturzursache nannte der russische Oberkommandierende eine Luft-Luft-Rakete, die von einer türkischen F-16-Maschine abgefeuert worden sei, obwohl sich der russische Jagdbomber vom Typ SU-24 über syrischem Boden befunden habe, einen Kilometer von der Grenze entfernt.

Ein Experte für internationales Recht hob im russischen TV-Nachrichtenkanal Rossija 24 hervor, dass die russischen Piloten hätten zurückschießen können, ohne dabei gegen geltendes Recht zu verstoßen. Als Zeichen des Protests sagte Russlands Außenminister Sergei Lawrow seinen Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara kurzfristig ab. Lawrow rief seine Landsleute dazu auf, bei Reisen die Türkei zu meiden, und warnte vor „terroristischen Gefahren“.

Klaus-Helge Donath