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Ökosteuer in Teersand-Provinz

KLIMA Das kanadische Alberta setzt auf mehr Klimaschutz: Es will CO2-Emissionen teurer machen und Erneuerbare ausbauen. Die Ölindustrie erhält aber nur zaghaft Regeln

Produktionsanlage der Firma Syncrude in Alberta Foto: Todd Korol/reuters

von BERNWARD JANZING

Ein großer Emittent von Treibhausgasen gibt sich geläutert – die kanadische Provinz Alberta will unter anderem mit einer CO2-Steuer ihre Emissionen senken. Quer durch alle Sektoren der Wirtschaft soll ab Januar 2017 eine Steuer in Höhe von 20 Kanadischen Dollar (14 Euro) pro Tonne erhoben werden. Im Jahr darauf soll der Preis dann auf 30 Kanadische Dollar (21 Euro) steigen, wie Albertas Premierministerin Rachel Notley eine Woche vor der Eröffnung der Klimakonferenz in Paris bekannt gab.

Bisher steht Alberta eher für Umweltzerstörungen

Die Abgaben sollen künftig – gemäß dem Urgedanken der Ökosteuer – gleich doppelt wirken. Zum einen, indem sie einen effizienteren Umgang mit klimaschädigenden Energien attraktiver machen. Zum Zweiten, indem der Staat das eingenommene Geld, das sich auf jährlich 3 Milliarden Kanadische Dollar belaufen soll, zielgerichtet einsetzt. Daher hat die Premierministerin der Prärieprovinz im nordamerikanischen Westen versprochen, das gesamte Geld zu investieren, um Emissionen zu senken. Speziell benennt sie die Erforschung sauberer Technologien, den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und Programme zur Verbesserung der Energieeffizienz. Zugleich soll die Kohleverstromung bis in 15 Jahren auslaufen, und die Methan-Emissionen sollen binnen zehn Jahren um 45 Prozent sinken. Bisher ist Kanadas größte Ölprovinz eher durch Umweltzerstörungen als durch Klimaschutz aufgefallen. Das liegt vor allem an den dort reichlich vorhandenen Teersanden. Auf diese entfällt nicht nur ein Viertel der Klimagas-Emissionen Albertas, da die Gewinnung des Öls ein Drittel der Energie verbraucht, die es am Ende liefert. Die Sande haben zugleich zu einem „Raubbau an einer jahrtausendealten Natur“ geführt, wie Greenpeace beklagt. Albertas grüne Landschaft weise bereits riesige Lücken auf, entstanden sei „eine Kraterlandschaft aus Schlamm“. Doch zur Klimakonferenz gibt sich die Premierministerin nun zukunftsweisend: „Dies ist der Tag, an dem wir aufhören zu leugnen, dass es ein Problem gibt. Und dies ist der Tag, an dem wir unseren Teil zur Lösung beitragen.“ Alberta wolle „einer der fortschrittlichsten und zukunftsweisenden Energieproduzenten der Welt werden“. Und doch traut sich die Provinzregierung an die Teersand-Industrie nicht ernsthaft heran. Lediglich den erwarteten Anstieg der Emissionen will sie begrenzen: Derzeit stößt die Branche jährlich 70 Millionen Tonnen CO2 aus. Erstmals soll es nun bei 100 Millionen Tonnen ein Limit geben.

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