Weiter Warnungen

Anschläge Spielausfälle in Belgien, und angeblich drohte beim Länderspiel in Hannover ein "minutiös geplanter Terrorangriff"

Von Martin Krauss

Sicher ist nur, dass am vergangenen Dienstag das Freundschaftsspiel der DFB-Auswahl gegen die Niederlande abgesagt wurde. Wie sicher allerdings die Information zum angegebenen Grund – konkrete Terrorgefahr – war, lässt sich auch Tage später noch nicht bestimmen.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtete am Wochenende, am Dienstag sei in Hannover ein „minutiös geplanter Terrorangriff“ geplant gewesen: Drei Bomben im Stadion, eine an einer Bushaltestelle und eine an einem Bahnhof sollten explodieren. Allein durch die kurzfristige Absage des Spiels, so stellt es die FAS unter Berufung auf Sicherheitskreise dar, sei der Anschlag verhindert worden. Der Umstand, dass kein Sprengstoff gefunden wurde, könne mit der Absage zusammenhängen.

Der FAS-Recherche widersprach das ZDF, das sich auch auf Sicherheitskreise beruft: Bislang gebe es keine Hinweise, dass es wirklich eine Terrorzelle gebe, die derart konkrete Anschlagsziele in Hannover verfolgt hätte. Was die FAS berichte, seien vermutlich Falschinformationen, „wie sie Nachrichtendienste fast wöchentlich“ bekämen.

Die FAS hingegen berichtet, der Verfassungsschutz habe vom französischen Geheimdienst auch Informationen und Namen potenzieller Täter genannt bekommen, nach denen jetzt gefahndet werde. Bislang seien die den deutschen Behörden nicht bekannt gewesen. Zur Identität der Personen gibt es keine Hinweise, die FAS zitiert aber eine Quelle so: „Mehrere Terroristen, die in Frankreich zuschlugen, waren Einheimische, und mehrere waren Syrien-Rückkehrer. Beides trifft auch auf viele radikale Islamisten in Deutschland zu.“

Die Rechercheergebnisse der FAS passen durchaus zu Informationen, die Bild im Laufe der Woche veröffentlichte. Demnach war der Verfassungsschutz von einem, wie es hieß, „ausländischen Geheimdienst“ vor einem Anschlag gewarnt worden: Auch hier war von mehreren Sprengsätzen im Stadion und einem weiteren außerhalb die Rede. Des Weiteren hieß es, der Anführer der Gruppe habe im Stadion den Anschlag filmen sollen. Die Bomben hätten in einem Rettungswagen ins Stadion geschmuggelt werden sollen.

Die Rettungswageninformation kursierte auch Dienstagabend, war aber mangels Versifi­zierung ad acta gelegt worden. Und bezüglich einer angeblichen Bombenattrappe, die in einem Intercity gefunden wurde, stellte sich schon am Folgetag heraus, dass es sich um ein Päckchen mit Elektronik handelte, das ein Ingenieur aus dem Ruhrgebiet im Zug vergessen hatte.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach sich dafür aus, dass ­Bundesliga­spiele ebenso stattfinden sollen wie Konzerte oder Weihnachtsmärkte. Auch der seit Donnerstag ermittelnde Generalbundesanwalt wollte mit Hinweis auf laufende Ermittlungen nichts Genaues sagen. In der Bild am Sonntag sagte de Maizière, schwierig bei der Spielabsage sei gewesen, „dass man oft selbst hinterher nicht sofort weiß, wie groß die Gefahr wirklich war“.

Im belgischen Fußball kam es am Wochenende zu mehreren Spielabsagen: In und um Brüssel herrschte Terrorwarnung, unter anderem das Topspiel zwischen dem KSC Lokeren und dem RSC Anderlecht wurde abgesagt. Auch die Erstligapartie zwischen Mouscron-Peruwelz und Charleroi wurde abgesagt. Mouscron ist etwa 100 Kilometer von Brüssel entfernt, Lokeren etwa 75 Kilometer, der belgische Profiverband verwies jedoch darauf, dass das erforderliche Sicherheitspersonal aus Brüssel kommen müsse. „Aber wegen der gewachsenen Terrorgefahr in der Hauptstadt können sie nicht nach Lokeren verlegt werden.“ Belgiens Premierminister Charles Michael sagte, die Entscheidung basiere „auf einer ziemlichen präzisen Information über das Risiko eines Anschlags, wie er in Paris passiert ist“. (mit Agenturen)