Yola ist nicht mehr sicher

NIGERIA Im Norden des Landes sind erneut 32 Menschen bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Wer überlebt hat, kann auf Facebook den Status „in Sicherheit“ anklicken

Die Explosion geschah, als gerade viele Menschen auf dem Heimweg waren

VON Katrin Gänsler

COTONOU taz | Die Stadt Yola im Nordosten Nigerias ist erneut Ziel eines Anschlags geworden. Am Dienstagabend ging ein Sprengsatz im Stadtteil Jimeta hoch, der offenbar 32 Menschen in den Tod gerissen habt. Laut staatlicher Nothilfeagentur Nema wurden 80 Personen verletzt. Ein Augenzeuge teilte der Onlinezeitung Premium Times mit, dass die Explosion kilometerweit zu hören gewesen sei.

Ziel war ein Marktplatz. Nicht nur die Wahl des Tatorts, sondern auch die Uhrzeit sollten wohl dafür sorgen, dass die Op­fer­zahl besonders hoch ist. Die Explosion geschah in den frühen Abendstunden, als gerade besonders viele Menschen auf dem Heimweg waren.

Bekannt hat sich zu den Anschlägen bisher noch niemand. Doch sie tragen die Handschrift der Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde), die Yola immer mehr ins Visier nimmt. Lange war die Provinzhauptstadt von Adama­wa, ein ruhiges Städtchen, in dem viele Einwohner stolz auf das friedliche Zusammenleben zahlreicher ethnischer Gruppen sowie Christen und Muslimen sind, mehr oder weniger verschont geblieben. Doch der Angriff von Dienstagabend ist nun schon der vierte in diesem Jahr.

Gleichzeitig ist es der erste mit „Safety Check“ von Face­book nach einem Boko-Haram-Angriff. Den sogenannten Sicherheitsbutton hatte es bereits am Wochenende nach den Attentaten von Paris gegeben. Jetzt können auch Überlebende in Yola den Status „in Sicherheit“ anklicken. Das soziale Netzwerk ist in Afrikas einwohnerreichstem Staat sehr beliebt. Im September schätzte Premium Times, dass mindestens 7,1 Millionen der 180 Millionen Einwohner täglich auf Facebook sind. Die meisten nutzen die Seite auf einem internetfähigen Handy. Häufig werden nicht einmal mehr E-Mail-Adressen ausgetauscht. Stattdessen verlinkt man sich über das soziale Netzwerk. Deshalb dürfte der Sicherheitsbutton durchaus Sinn machen. Er ist ein Novum, das Face­book wohl auch wegen deutlicher Kritik aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten eingeführt hat. In den vergangenen Tagen war oft kritisiert worden, dass die Welt um die Opfer in Paris trauert, sich aber wenig um jene in Nigeria, Afghanistan oder Beirut kümmert. In Beirut, wo nach einem Selbstmordanschlag am vergangenen Donnerstag 44 Menschen getötet wurden, hatte es den Safety Check noch nicht gegeben.

In Yola geht unterdessen die Versorgung der Überlebenden weiter. Seit Juni, als die Terrormiliz zum ersten Mal zuschlug, sind in der Stadt mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Für besonders großes Entsetzen hatte im September eine Detonation in ­einem Flüchtlingscamp gesorgt, bei der 12 Personen starben.

Die nigerianische Armee betont weiterhin, dass sie Boko Haram bis zum Jahresende besiegen wird. In der vergangenen Woche waren nach Informationen des Militärs beispielsweise mehrere Lager der Terroristen gefunden und Waffen beschlagnahmt worden. Die Anhänger der Terrorgruppe nutzen seit Jahren den Sambisa-Wald als Rückzugsort.