BER: Schon 130 Meilensteine geschafft

Fluchhafen Im Bauausschuss erklärte Geschäftsführer Mühlenfeld: Man ist bemüht

Über sieben Brücken muss man gehen, bis es hell wird, bei Dante trennen neun Vorhöllen das Inferno von der Oberwelt, aber am BER sind es gleich 220 „Meilensteine“, die vor der allerletzten Fertigstellung liegen. Immerhin, so versicherte Karsten Mühlenfeld, der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, am Mittwoch vor dem Bauausschuss des Abgeordnetenhauses, seien 130 Steine schon geschafft. Klingt doch gut.

Nicht alle anwesenden Parlamentarier waren bereit, sich davon beeindrucken zu lassen. Immerhin hatten sie Mühlenfeld und seinen Technikchef Jörg Marks zur Anhörung geladen, weil das „Terminband“ zur Inbetriebnahme im zweiten Halbjahr 2017 längst wieder bedenklich flattert. Ob denn jeder „Meilenstein“ einen vergleichbaren Zeitaufwand bedeute, wollten sie wissen. Sehr konkret wurden die Flughafenoberen nicht, nur so viel verrieten sie: Jeder Meilenstein sei eine kleine Komponente, etwa die Fertigstellung der Kabeltrassen in Baufeld x oder die Abnahme der Sprinklerköpfe in Baufeld y. Mit sehr viel Wohlwollen konnte man es so interpretieren, dass tatsächlich schon mehr als die Hälfte des Wegs bis zum Beginn der technischen Abnahme geschafft ist.

Dutzende Fragen prasselten auf Mühlenfeld und Marks ein. Letztlich verdichteten sich deren Antworten zu folgendem Statement: „Natürlich sind wir bemüht, den angestrebten zeitlichen Rahmen einzuhalten.“ Sehr konkret konnte Marks immerhin zu den Technikbühnen im Terminaldach Stellung nehmen, die dem Gewicht der da­rauf montierten Rauchgasventilatoren nicht gewachsen waren, weshalb die Arbeiten in der Halle im September wochenlang ruhten: Mit exakt zehn Schweißnähten habe man das Problem gelöst.

Beim Thema Kapazität traute Linken-Abgeordnete Jutta Matuschek ihren Ohren nicht: Während sonst immer von 27 Mil­lio­nen Passagieren die Rede ist, sprach Mühlenfeld nun von „22 bis 27 Millionen“ – weshalb Schönefeld-Alt bis auf Weiteres in Betrieb bleiben und sogar um ein „Low-Cost-Terminal“ erweitert werden müsse.

Woher diese Differenz rühre, wollte Matuschek wissen. Mühlenfeld erklärte es so: 27 Millionen ließen sich erreichen, wenn man alle Abläufe optimiert habe. „Da klemmt am Anfang schon mal die ein oder andere Tür.“ Bei derart schlagenden Argumenten steht einer planmäßigen BER-Eröffnung nichts mehr im Weg. Claudius Prößer