Danach In Paris ermordeten Islamisten 129 Menschen. Wir sind im Krieg, sagt der Präsident. Aber was heißt das? Eine Woche in einer Stadt zwischen Panik und neuem Morgen
: Hört ihr den Hubschrauber?

Wie heißt dieses Gefühl? Ein Augenzeuge im Interview vor dem Café Bonne Bière am Abend nach den Attentaten Fotos: Annette Hauschild/Ostkreuz

Aus Paris Sebastian Erb
(Text) und Annette Hauschild (Fotos)

Sonntag, 18.45 Uhr, ­Boulevard Voltaire

Kommt schnell rein!, rufen die Männer im Hauseingang. Schüsse auf der Place de la Ré­publique! Im Flur drängeln sich ein Dutzend Leute. Lasst uns in den Keller gehen, sagt eine Frau. Besser in den Innenhof, eine andere. Hört ihr den Hubschrauber, kommt wieder rein!

Die Treppe hoch, hier entlang. Zweiter Stock, eine offene Tür. Dahinter irgendein Wartezimmer, in dem Schwingsessel mit roten Bezügen stehen und eine Zimmerpflanze.

Es scheint nichts gewesen zu sein, sagt ein Mann. Wir können gehen. Keiner hört ihm zu.

Ein Mädchen streichelt vorsichtig ein Hündchen, das von seiner Besitzerin hochgetragen wurde. Eine junge Frau tippt aufgeregt in ihr Handy, sie weint. Einer hat eine Plastiktüte mit Bananen und Wasserflaschen dabei. Wer will?

Auf einem Flachbildfernseher laufen Nachrichten. „Verwirrung auf der Place de la République“ wird eingeblendet und dann „Falscher Alarm“. Es habe ein lautes Geräusch gegeben, sagt die Reporterin, alle seien losgerannt, in ein paar Sekunden sei der Platz leer gewesen.

Nicht einmal 48 Stunden ist es her, dass vermutlich acht islamistische Terroristen in Paris Sprengstoffgürtel zündeten und schossen, vor dem Fußballstadion, auf Gäste von Bars und Restaurants und im Konzertsaal Bataclan. 129 Tote. Eine „Kriegshandlung“ war das, sagte der französische Präsident François Hollande wenige Stunden später. Er ließ Vergeltungsangriffe gegen den „Islamischen Staat“ in Syrien fliegen.

Die Panik auf der Place de la République, die Tränen auf den Schwingsesseln – sie zeigen, dass sich die Logik des Terrors am Freitag auch in das Denken der Menschen hineingesprengt hat. Wird die Angst langsam wieder aus den Köpfen verschwinden? Oder wird sie tiefer hineinsickern? In den nächsten Tagen, den nächsten Wochen wird sich das entscheiden.

Im zweiten Stock bleiben die meisten sitzen. Wie kommen wir heim?, fragt ein junger Mann die beiden Freundinnen, mit denen er hier ist. Mit der U-Bahn, sagt die eine. Nein, sagt die andere, lass uns ein Taxi nehmen.

Montag, 8 Uhr, Rue Bichat

Dominique Philipart hat an diesem Morgen ihre leuchtend blaue Regenjacke angezogen und ist früher aus dem Haus als sonst, um das Einzige zu tun, was ihr jetzt sinnvoll erscheint. Sie spendet Blut. „Das“, sagt sie, „ist jetzt eine patriotische Tat.“

Das Krankenhaus Saint Louis liegt genau neben einem der Tatorte, einer Kreuzung, an der sich fünf Straßen treffen. Wenn die vielen Blumen und Kerzen nicht wären und die Reporter im grellem Scheinwerferlicht der Kamera, würde man achtlos vorbeigehen.

Wer genauer hinschaut, sieht die Spuren. Am Restaurant Le Petit Cambodge ist das Metallrolltor heruntergelassen, gegenüber eine Fensterscheibe der Bar Le Carillon eingeschossen. Auch an der Mauer des Krankenhauses sind Einschusslöcher mit Kreidekreisen markiert. 15 Menschen starben hier am Freitag, viele weitere wurden verletzt. Ihr mit Sägemehl gebundenes Blut hat ein Mitarbeiter der Stadtreinigung bereits am Sonntagnachmittag weggekärchert.

Dominique Philipart ist 59 Jahre alt, kurze, graue Haare, sie arbeitet im Eventma­nage­ment. „Irgendwann musste das ja passieren“, sagt sie, als sie aus dem Krankenhaus kommt. „Wir waren immer zu freundlich zu den Islamisten.“ Immer nur die Menschenrechte hochhalten, das habe man nun davon. Vergessen werde man sie wohl nie, diese Attentate, so wie man sich heute auch an die Weltkriege erinnere. „Das jetzt ist unser Krieg“, sagt sie und muss los, zur Arbeit.

Montag, 15.45 Uhr, Rue du Champs de Mars

Im Café du Marché, 7. Bezirk, kommt Dudelmusik aus dem Radio, an der Wand läuft ein Fernseher. Das Schloss Ver­sailles ist zu sehen, hier wird der französische Präsident gleich zu beiden Kammern des Parlaments sprechen.

Gino Di Dionisio will den Ton lauter stellen, damit man etwas versteht. Lassen Sie mal, sagt die Kellnerin, die Leute haben genug von den schrecklichen Nachrichten. Also bleibt er direkt am Fernseher stehen. „Frankreich befindet sich im Krieg“, beginnt Hollande. Krieg, das heißt immer auch: Es gibt einen Feind da draußen, den man bekämpfen kann. Jemand anderen, der nicht zu uns gehört.

Hollande führt aus, was Frankreich deshalb jetzt alles unternehmen wird. Noch mehr Luftangriffe gegen den IS, mehr Personal für die Sicherheitsbehörden, die Schaffung einer Nationalgarde aus Reservisten. Gino Di Dionisio nickt.

Er verschränkt die Arme vor der Brust. 32 Jahre ist Di Dionisio alt, schlank und durchtrainiert. Ein Soldat. Über die Toten und Verletzten von Freitag sagt er: „Diese Menschen sind Kriegsopfer.“

Ein Pazifist hadert

Wie soll man friedlich gegen diese Leute vorgehen?

Damien Deville

Gino Di Dionisio hat den aktiven Militärdienst zwar aufgegeben, er hat sich selbstständig gemacht, bietet Touristentouren für Prominente an. Auf seinem Facebook-Profil hat er am Tag nach den Anschlägen das Coverbild ausgetauscht. #Pray­for­Paris steht da jetzt auf einem Foto von drei Kampflugzeugen, im Hintergrund Rauch in Blau, Weiß, Rot. Er selbst sei ja Reservist, sagt er. „Wenn sie mich morgen einziehen, stehe ich natürlich bereit.“ Spricht er länger über den Kampf gegen den Terror, entsteht das Bild eines hochgerüsteten Landes. Die Polizei hier sei bisher gar nicht vorbereitet auf diesen versteckten Krieg in der Stadt, sagt Di Dionisio.

Er nimmt sein Smart­phone in die Hand. Die Leute wüssten ja gar nicht, welche Wirkung es hat, wenn jemand mit der AK-47 auf einen Menschen ballert. Er ruft die Google-Bildersuche auf und tippt „Ak 47 Verletzung“ in den Suchschlitz.

Zusammen mit anderen Soldaten, auch französischen Kriegsversehrten aus Afghanistan, hat er vor ein paar Monaten eine Initiative gegründet. „Seine Freiheit leben“ heißt sie. Sie wollen für Menschen da sein, die durch Kriegswaffen zu Schaden gekommen sind, sowohl Soldaten als auch Zivilisten. Und plötzlich gibt es solche Opfer hier, mehr als 350 Verletzte.

Bei seinem Projekt ist auch das Model Viktoria Modesta dabei. Sie wurde bekannt, weil sie kein Geheimnis daraus macht, dass ihr linkes Bein amputiert wurde. Sie zeigt ihre Prothese mit Stolz. Ein gutes Vorbild, sagt Gino Di Dionisio.

Vielleicht könnte ihre Initiative den Opfern der Anschläge etwas Lebensfreude zurückgeben, sagt Gino Di Dionisio. Sie würden schon an sie herankommen. Sie hätten schließlich Kontakte.

Dienstag, 15.45 Uhr, ­Boulevards des Maréchaux

Am Eingangsportal zur Cité Internationale Universitaire de Paris wehen zwei französische und eine EU-Flagge auf halbmast. Wenn noch jemand von Frieden redet in der Stadt, dann müsste das eigentlich hier sein. Die Cité wurde 1925 gegründet, in Reaktion auf den Ersten Weltkrieg, ein Friedensprojekt. Studenten und Forscher aus der ganzen Welt leben hier für eine Weile, 10.000 sind es im Jahr.

Damien Deville, 24, studiert Wirtschaftspolitik an der Sorbonne und wohnt seit drei Jahren hier, er ist der gewählte Studentenvertreter der Cité. Nun sitzt er in der Cafeteria und legt die Hände auf den Tisch. Er ist es gewohnt, seine Meinung zu vertreten, macht etwa Wahlkampf für die Grünen. Seit Freitag aber hadert er mit sich.

Was kann man gegen den Hass tun? Mit Hass vergelten? Das bringe doch nichts. Man müsse doch jetzt die Werte der Republik hochhalten! „Aber“, fragt er, „wie soll man friedlich gegen diese Leute vorgehen?“ Auf militärischer Ebene hat sich genau zu diesem Zeitpunkt eine neue Allianz gefunden. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnet für seine Streitkräfte einen gemeinsamen Einsatz mit Frankreich in Syrien an. Gegen den IS, den Feind von außen, gegen den Frankreich Krieg führt.

Wir gegen die? Damien Deville ist die Feindrhetorik zu einfach. Die Attentäter kamen schließlich von innen, waren französische Mitbürger oder kamen aus dem benachbarten Belgien.

Längerfristig gehe es vor allem darum, das Bildungssystem umzubauen, sagt Deville. Es fuße zu stark auf Konkurrenz, die Realität der Einwandererkinder werde zu wenig berücksichtigt. Aber kurzfristig? Er überlegt. „Es ist sehr komplex, und ich habe zu wenige Informationen“, sagt er dann leise.

Angst? Ja, sagt Damien ­Deville, er habe Angst. Angst davor, dass Marine Le Pen und ihr Front National die Wut in Wählerstimmen ummünzen. Angst, dass die Demokratie Schaden nimmt. Er hat vor, beim Klimagipfel zu demonstrieren, der in gut einer Woche beginnt. Aber wird das noch erlaubt sein?

Angst vor einem erneuten Anschlag habe er aber nicht, sagt Damien Deville und lächelt, als müsse er das extra unterstreichen. Er kennt die Orte der Anschläge, wohl alle jungen Pariser kennen sie, es sind ihre Orte. Lasst uns heute Abend Widerstand leisten, witzeln die jungen Pariser inzwischen, trinken wir ein Bier. Das Privatvergnügen ist jetzt politisch.

Dieser traurige Trotz spricht auch aus dem Titel der Satirezeitschrift Charlie Hebdo. „Sie haben die Waffen“, steht da­rauf – „Wir scheißen auf sie, wir haben den Champagner!“ Vor gerade nicht einmal einem Jahr war Charlie Hebdo selbst Terrorziel. Damals schienen die Orte der Anschläge sehr konkret: die Satiriker. Die Kunden eines koscheren Supermarkts. Die Verteidigung der Pressefreiheit und der Kampf gegen Antisemitismus einte viele, aber betraf wenige.

Am 13. November war es ein Angriff auf alle, die Lust haben auf einen Salat aus Reisnudeln und Rindfleisch, ein Glas Wein, ein Fußballspiel oder zwei Stunden Rockmusik.

Dienstag, 21 Uhr, Rue Saint-Maur

Getötet: Sieben der ­Attentäter kamen bei den An­schlägen um. Der mutmaßliche Drahtzieher Abdelhamid Abaa­oud wurde am Mittwoch bei einem Polizeieinsatz in Paris getötet.

Gefasst: Die Spur führte schnell nach Belgien, wo als Unterstützer Verdächtige verhaftet wurden. Fast alle Täter sind französische oder belgische Staatsbürger, die meisten waren eine Weile in Syrien.

Gesucht: Der mutmaßliche achte Angreifer wird bei Redaktionsschluss noch gesucht. Salah Abdeslam, 26, ist der Bruder eines der Selbstmordattentäter.

In den Kneipen südöstlich der Place de la République sind die meisten Stühle besetzt. „Tous au bistrot“, alle ins Bistro, dieser Aufruf wurde bei Facebook und per Aushang verbreitet. Und dann läuft ja auch noch Fußball, England – Frankreich im Wembley-Stadion in London. 70.000 Fans, die meisten Briten, schmettern gemeinsam die „Marseillaise“. Der Text mag grausam sein – „sie kommen bis in eure Arme, um euren Söhnen, euren Gefährtinnen die Kehlen durchzuschneiden“ –, aber heute ist die französische Nationalhymne ein Friedenslied.

Medhi, 33, schwarzer Pul­lover, schwarze Käppi, steht in der Halbzeitpause draußen an der Straßenecke vor der Bar. Zigarettenpause. Neben ihm sein Kumpel, der immer noch geschockt ist von dem, was er am Freitag aus der Nähe mitbekommen hat. Er war nur einige Meter vom Bataclan entfernt, dem Club, in dem die Rockband ­Eagles of Death Metal spielte, als die Terroristen das Gebäude stürmten, Geiseln nahmen und 89 Menschen erschossen.

Medhi will seinen Nachnamen nicht nennen, aber seine Familiengeschichte rattert er herunter. Sein Großvater war Marokkaner, hat für Frankreich im Ersten Weltkrieg gekämpft. Seine Eltern sind dann nach Frankreich eingewandert, er ist hier geboren und aufgewachsen, arbeitet nun als Elektriker. „Ich bin ein stolzer Franzose“, sagt er. Als in Paris wieder von Terror und Krieg gesprochen wird, musste er sofort an das denken, was vor 20 Jahren passierte, im Sommer 1995. Seine Mutter war unterwegs, als er von der Nachricht hörte, dass es einen Anschlag gegebenen habe auf die Regionalzuglinie, die sie immer nahm. Schmerzende Ungewissheit, ein Handy, um nachzufragen, hatten sie noch nicht.

Dann Erleichterung: Sie war im Zug davor und war dem Anschlag der algerischen Islamisten, die sich GIA nannten, somit knapp entkommen. Acht Menschen starben 1995 bei der Attentatsserie, etwa 200 wurden verletzt. In den deutschen Zeitungen wurden die Anschläge teilweise als Randnotiz vermeldet. Damals – lange vor dem 11. September, dem Krieg gegen den Terror, dem IS.

Das Gefühl aber, sagt ­Medhi, das sei doch heute genau dasselbe: die Angst, einmal zur falschen Zeit im falschen Zug zu sitzen, in der falschen Bar. Natürlich ändere das ihr Leben, wenn Leute auf der Straße erschossen werden. „Wir sind wirklich im Krieg“, sagt er, „und wir werden ihn gewinnen.“

Krieg – was bedeutet das in Paris, in Frankreich, an diesem Abend, in diesen Tagen? Vielleicht wird dieser Begriff benutzt, weil er greifbar scheint. Krieg, die Abwesenheit von Frieden. Ein Zustand, in dem man Angst hat. So spricht eine Generation, die nie etwas anderes als Frieden erlebt hat.

Für die Verfassung dieser Tage hat sich noch kein passendes Wort gefunden hat. Es sei ein „permanenter Ausnahmezustand“, schreibt die Libération.

Aber ist in solch einer Zeit nicht gerade die Freiheit, die alle verteidigen wollen, am meisten in Gefahr? Die Wortsalve, die Medhi nun loslässt, hätte auch ein konservativer Sicherheitspolitiker im Wutrausch nicht besser formulieren können.

Welche Freiheit soll da eingeschränkt werden? Wir sind im Krieg, wir müssen die Feinde eliminieren. Ich habe doch nichts zu verstecken, sollen sie mich doch kontrollieren, morgens, abends. Hauptsache, alles ist so sicher wie möglich. Wir brauchen die Sicherheitskräfte jetzt, ich bedanke mich bei ihnen. Sicherheit geht vor. Punkt.

Das Fußballspiel verliert Frankreich 0:2.

Mittwoch, 13 Uhr, Saint-­Denis, Rue de la République

„LIVE – Saint-Denis: Die Angriffe sind beendet“, hatte der französische TV-Sender BFMTV um 11.50 Uhr getwittert. Jetzt hebt die Polizei die äußerste Absperrung auf. Sofort rennen Dutzende Journalisten und Kameraleute durch die schmale Fußgängerzone in Richtung Tatort.

Den Helm abgesetzt, aber die Westen sind schusssicher: Polizisten am Morgen nach den Anschlägen in Paris

Für die Bewohner im Zen­trum von Saint-Denis, den manche als sozialen Brennpunkt bezeichnen, andere als ziemlich netten Vorort, hatte der Tag mit Explosionen begonnen. Um 4.20 Uhr versuchte die Polizei, eine Wohnung zu stürmen, in der sich Terrorverdächtige verschanzt haben sollen. Eine Frau sprengte sich selbst in die Luft, über Stunden hinweg wurde geschossen. Zwei Verdächtige starben, acht wurden festgenommen. Offenbar hatten sie ein weiteres Attentat geplant. Später wird sich herausstellen: Abdelhamid Abaaoud ist tot, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris.

Einige der TV-Teams sichern sich einen Balkon für den besseren Überblick, andere drängeln sich um einzelne Anwohner, die das Geschehen mit ihrem Smartphone gefilmt haben. Wie gut ist die Aufnahme, das zählt hier auf diesem Videomarkt, wer zahlt wie viel. Die Nachrichten brauchen Material, Bilder für die Welt. Kriegsbilder.

Was die Fernsehzuschauer zu Hause nicht wissen: Auch in diesen Tagen kann man mitunter stundenlang durch Paris laufen, ohne einen einzigen Polizisten zu sehen, geschweige denn Soldaten.

Donnerstag, 20.45 Uhr, Rue des Petites-Écuries

Der Konzertclub New Morning liegt in einer schmalen Ausgehstraße nicht weit vom Ostbahnhof, an der Hauswand Schmierereien. Vor der Tür eine Schlange, kaum jemand spricht, am Eingang tasten Security-Leute jeden Besucher ab.

Am Mittag hat Frankreichs Premierminister vor der Na­tio­nalversammlung über die Sicherheitslage gesprochen. Das Land befinde sich in einem „neuen Krieg, in dem sich die Front jeden Tag bewegt und sich auch im Herzen unseres täglichen Lebens wiederfindet“. Zudem gebe es auch das ­Risiko, dass biologische oder chemische Waffen eingesetzt werden. Die Nationalversammlung stimmte zu, den Aus­nahmezustand um drei Monate zu verlängern, 551 Jastimmen, 6 Gegenstimmen, 1 Enthaltung.

350 Menschen sind zum Konzert gekommen, sie stehen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich gedämpft. Le Sacre du Tympan, heißt die Band, die heute auftritt. Elektrojazz. Eine Frau eilt auf die Bühne, sie spricht für den Veranstalter. Ein paar Sätze nur: Schön, dass ihr gekommen seid. Es ist das erste Konzert hier nach den Anschlägen. Musik ist stärker als Hass.

Sie winkt den Bandleader heran, ob er nicht auch etwas sagen wolle. „Ich bin geblendet“, sagt Fred Pallem und blinzelt ins Scheinwerferlicht. Noch was? „Wir wollen Musik machen“, sagt er. Und dann legen sie los.

Sebastian Erb,31, ist Redakteur der taz.am wochenende

Annette Hauschild,46, freie Fotografin, war für eine Ausstellung zum Zeitpunkt der Anschläge in Paris