Albtraum in Pink

BEGEHBARES BARBIEHAUS

Berlin bekommt eine Attraktion in Pink: Auf dem alten Wirtschaftsgelände des Zoologischen Gartens will eine Veranstaltungsagentur eine lebensgroße Barbievilla errichten. Für 17 Euro Eintritt soll die plüschige Heimsuchung unter anderem einen begehbaren Schuhschrank bieten.

An Barbie scheiden sich die Meinungen im feministischen Diskurs. Längst ist sie nicht mehr das ausgemachte Feindbild emanzipatorischer Bewegungen und das Symbol patriarchaler Herrschaftsmechanismen. Selbst die Saurierin im Kampf um Frauenrechte, die Zeitschrift Emma, beschrieb Barbie zu ihrem 50-jährigen Geburtstag 2009 als ganz normales Spielzeug. „Eine Beleidigung der Intelligenz kleiner Mädchen überall auf der Welt“ sei es, wenn noch immer geglaubt werde, sie würden Barbies Körpermaße als normal oder gar erstrebenswert ansehen, schrieb die Autorin Milena Moser seinerzeit.

Auch als Sinnbild der Selbstbestimmung macht sich Barbie ganz gut. Kens debiles Zahnpastagrinsen lässt jeden Verdacht auf patriarchale Verhältnisse hinter den rosa Mauern im Keim ersticken. Sein Platz im Cabrio ist auf dem Beifahrersitz, und abends eine warme Mahlzeit kann er sowieso vergessen.

Barbie baut ihr Haus übrigens genau dort, wo einst nach Londoner Vorbild ein Riesenrad als neue Attraktion Berlins angekündigt war. Aber wo in London das Panorama von Parlament und Westminster Abbey lockt, hätte das Westberliner Pendant nur den Blick in die Kaffeekännchen Wilmersdorfer Witwen im Café Kranzler freigegeben. Das Rad ging in Berlins Chronik der gescheiterten Großprojekte ein.

Beim Barbiehaus scheint der Veranstalter hingegen recht zuversichtlich zu sein: Mit 3.000 Besuchen pro Tag rechnet er. Der Traum aus Plastik soll Ende März eröffnen. JÖRN WEGNER